Düsseldorf. Für Politiker und Öffentlichkeit sind Aktiengewinne momentan oft ein rotes Tuch. Aktionäre sehen das aber völlig anders. Sie wollen weiter Gewinn aus ihrem Risikokapital ziehen

In der Diskussion um Konsequenzen aus der Krise haben Politiker den Aktionären einen neuen schwarzen Peter zugeschoben. Warum zahlen viele Dax-Gesellschaften weiter Dividenden, obwohl die Krise um sich greift und die Sicherung der Arbeitsplätze doch an erster Stelle stehen sollte, diese Frage stellt etwa SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier.

Stets wird auf die hohen Dividendenrenditen gezeigt. So weisen Dax-Konzerne wie die RWE oder BASF Renditen zwischen 7,3 und 9,5 Prozent auf. Für Kritiker ist das zu viel. Am besten sollten im Hinblick auf die Krise gar keine Gewinnbeteiligungen gezahlt werden. Solche Forderungen sehen auf den ersten Blick sehr logisch aus. Dennoch stecken dieser Argumentation zwei große Denkfehler.

Einerseits trügt der Schein der Dividendenrendite. Denn diese Kennzahl ergibt sich aus dem Kurs der Aktie, dividiert durch die Höhe des Bonus. In den vergangenen Monaten sind aber nicht etwa die Dividenden kräftig gestiegen, sondern die Kurse so stark gefallen, dass die Dividendenrenditen derzeit so unglaublich hoch aussehen. Zugleich ist bei vielen Unternehmen noch gar nicht klar, wie hoch die Dividenden wirklich ausfallen werden.

Diese Ausschüttung ergibt sich immer aus dem Gewinn des letzten Geschäftsjahres, also 2008. Wenn nach Abzug von Investitionsrückstellungen, Gewinnrücklagen und Steuern noch etwas übrig bleibt, dann werden davon in der Regel 40 bis 50 Prozent ausgeschüttet. Wieviel das ist, erfahren Aktionäre erst mit der Einladung zur Hauptversammlung. Die aktuelle Zahlen sind lediglich Schätzungen von Analysten, die aufgrund der Einbrüche im vierten Quartal 2008 sicher massiv nach unten korrigiert werden. Damit sinkt dann auch die Höhe der Dividendenrenditen.

Zweitens muss man sich fragen, ob eine Streichung der Dividenden zum Erhalt der Arbeitsplätze wirklich beitragen kann. Zwar würde dadurch zum Beispiel BMW oder die Deutsche Post 500 Millionen Euro beziehungsweise eine Milliarde Euro einsparen. Doch zugleich senden die Unternehmen damit ein negatives Signal an die Märkte aus.

Für Investoren sind Dividenden nämlich ein unverzichtbarer Risikoabschlag, den sie einmal im Jahr bekommen. Sie haben den Firmen ihr Geld als Risikokapital zur Verfügung gestellt und bekommen dafür eine kleine Verzinsung als Beruhigungspille.

In der Vergangenheit lag diese in der Regel im Dax bei etwa 3,3 Prozent (das ist die reelle Durchschnittsrendite der Dax-Dividende und nicht viel mehr, als auf einem Tagesgeldkonto). Wenn Politiker nun Dividenden streichen wollen, dann nehmen sie der Aktie ein großes Stück Attraktivität, nachdem sie durch Kursverluste und die massiv erhöhte Besteuerung (Abgeltungssteuer) bereits enorm belastet wurde.