Kaum einer prägt das Schwedenbild der Deutschen so sehr, wie Christiane Sadlo. Die 55-Jährige schreibt unter dem Pseudonym Inga Lindström über Liebe in Sommerhäuschen, erdacht und gemacht in Berlin-Mitte.

Warum funktioniert eine Liebesgeschichte besser in Schweden als in Schwaben?

Christiane Sadlo schreibt unter dem Pseudonym Inga Lindström.
Christiane Sadlo schreibt unter dem Pseudonym Inga Lindström. © Bavaria Film/Dirk Bartling

Sadlo: Das Stichwort heißt Eskapismus. Unsere Seele zieht es gerne dorthin, wo es exotisch ist. Aber nur ein bisschen! Und in Schweden liegen Fremde und Vertrautheit nah beieinander.

Sie schrieben bislang die Drehbücher zu 28 Inga-Lindström-Filmen: Es sind dieselben Zutaten, aber Sie kochen stets etwas anderes daraus. Wie geht das?

Sadlo: Ach jeder von uns kann doch seine Liebesgeschichte erzählen, aber der Weg ist das Ziel. Und die Wege sind immer anders. Ich bin einfach aufmerksam und lasse mich im Umkreis inspirieren.

Aber allzu heftig darf's nicht zugehen?

Sadlo: Nun, es ist eine Mischung zwischen heiter und dramatisch. Natürlich sind das keine Actionfilme, aber psychologisch interessante Geschichten gibt es durchaus.

Wie arbeiten Sie eigentlich?

Sadlo: Ich bin sehr diszipliniert. Ich schreibe in einem Jahr fünf Lindström-Drehbücher. Ich sitze von 9 bis 15 Uhr am Computer und schreibe. Danach gehe ich mit dem Hund spazieren und überlege mir neue Stoffe . Figurenkonstellationen für Serien denke ich mir wahnsinnig gern aus.

Und dann schreiben Sie direkt ein Drehbuch oder erst einen Roman?

Sadlo. Das Drehbuch, das ist reines Handwerk. Irgendwann weiß man, wo ein Plot Point sitzen muss, wann man die Handlung steigern muss. Mein Roman "Das Haus auf den Schären" ist eine vielschichtigere Geschichte, da steckt viel mehr Psychologie drin.

Im Gegensatz zu Rosamunde Pilcher haben Sie aber den Anspruch moderner zu sein?

Sadlo: Ich habe den Eindruck, dass inzwischen auch die Pilcher-Filme moderner werden. Aber es liegt natürlich auch am Schauplatz, Schweden ist einfach moderner als das England der Castles und Lords , das sieht man doch schon an den Möbeln.

Schreiben Sie denn im Ikea-Ambiente?

Sadlo: Meine Billy-Regale habe ich seit meiner Studienzeit. Aber ich fahre regelmäßig zu Ikea und kaufe Kerzen. Und Köttbullar. Und die Mandeltorte.

Aber die ist doch so unglaublich süß!

Sadlo: Ich steh' auf Süßes.

Sie leben in Berlin-Mitte. Könnten Sie sich vorstellen, nach Schweden zu ziehen?

Sadlo: Nein. Ich bin zwar wahnsinnig gern in Schweden, aber dort ist es mir im Winter zu lange dunkel.

Ihre Filme werden häufig als Kitsch abgestempelt. Wie gehen Sie mit der Kritik um?

Sadlo: Ich habe nichts dagegen. Kitsch ist Seelenbalsam. Die Leute stellen sich die Wohnung voller Kitsch und niemand hat damit ein Problem. Auch „Titanic” oder „Pretty Woman” sind im Grunde kitschig.

Schaut ihr Mann denn die Lindström-Filme an?

Sadlo: Ja. Er ist zwar eigentlich ein kritischer Mensch, aber da ist er ganz brav. Das ist ein Tribut an meine Arbeit, er bekommt ja mit, was da an Fleiß und an Leiden drinsteckt.

Wissen denn ihre Nachbarn oder ihr Bäcker, wer Sie sind?

Sadlo: Ja. Die finden das lustig. Und wer sich entscheidet, das zu gucken, mag das Genre eben. Der größte Fan ist meine Briefträgerin, die entschuldigt sich sogar, wenn sie einen Film verpasst hat.

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