Senioren sollen weiterhin ohne regelmäßige medizinische Untersuchungen am Straßenverkehr teilnehmen, fordert der Deutsche Verkehrsgerichtstag in Goslar. Das Expertengremium empfiehlt sogar eine eingeschränkte Fahrerlaubnis, etwa nur für den Umkreis der Senioren-Wohnung.
Damit soll ihnen ermöglicht werden, auch bei gesundheitlichen Problemen weiterhin mobil bleiben zu dürfen. Zu den Auflagen, an die der Verkehrsgerichtstag denkt, zählen das Verbot von Nacht- oder Autobahnfahrten. Diese eingeschränkte Erlaubnis, der "Regio-Führerschein", soll aber nur in Einzelfällen ausgegeben werden.
Strengere Auflagen lehnt der Verkehrsgerichtstag ab. Untersuchungen hätten ergeben, dass die Prüfung der Leistungsfähigkeit keinen unfallsenkenden Effekt bedeute. Gerade bei älteren Verkehrsteilnehmern, so heißt es in einem Beschluss des Gremiums, bestehe auch kein „gesicherter direkter Zusammenhang zwischen gesundheitsbedingter Leistungseinschränkung und Unfallhäufigkeit“. Einen Appell richten die Verkehrsrichter an die Ärzte. Sie sollten sich der Verantwortung stellen, ihre Patienten auf Probleme hinzuweisen.
Mit knapper Mehrheit sprach sich das Gremium für ein Versuchsprojekt aus, mit dem wissenschaftlich überprüft werden soll, ob die Geschwindigkeitskontrolle durch eine „section-control“ Unfallzahlen senkt. Die bereits in Österreich eingeführte Methode trifft in Deutschland auf rechtliche Bedenken, weil sie alle Autofahrer unter einen Generalverdacht stellt. Bei der „section-control“ werden Autos am Anfang und Ende eines mehrere Kilometer langen Abschnitts fotografiert und mit der Stoppuhr wird die Durchschnittsgeschwindigkeit ermittelt. Der Verkehrsgerichtstag betonte, dass er rechtliche Bedenken habe, empfahl aber eine Versuchsstrecke auf einer Autobahn. Dabei solle auch geprüft werden, ob die bisher praktizierten punktuellen Messungen wie Radar oder Laser-Pistole ebenso effektiv sind.