Goslar. Rowdys auf dem Sattel sollen künftig tiefer in die Tasche greifen müssen, fordern Experten auf dem Deutschen Verkehrsgerichtstag in Goslar. Der Grund: Immer mehr Radfahrer sind in Unfälle verwickelt. Der Fahrrad-Club ADFC weist die Rowdy-Vorwürfe zurück. Und plädiert für Tempo 30 in Städten.

Rund 70 Millionen Fahrräder gibt es in Deutschland. Ihre Kurve in der Unfallstatistik steigt deutlich nach oben. Gegenüber dem Jahr 2006 nahm die Zahl der verunglückten Radfahrer um 2,5 Prozent zu. Schuld an der Kollision, so zeigen Untersuchungen, ist oft der Radfahrer selbst. Manche sprechen schon von einem rechtsfreien Raum, in dem sich die Radler befinden. Die Anonymität sorgt dafür, dass viele von ihnen Kreuzungen bei Rotlicht passieren oder Einbahnstraßen in der falschen Richtung durchqueren.

Mehr Geld für Radwege

Aufklärungskampagnen, aber auch strengere Kontrollen sollen gewährleisten, dass sich künftig auch Radfahrer an die Verkehrsregeln halten. In einer Fahrradstadt wie Münster werden pro Jahr sechs Menschen bei Zweiradunfällen verletzt, in den Ruhrgebietsstädten mit weniger Radfahrern sind es dagegen nur drei.

Breit diskutieren will der Verkehrsgerichtstag auch, ob die Kommunen mehr in den Radwegebau investieren sollen. Eine Forderung der Tagung, an der Fachleuten aus allen Bereichen des Verkehrsrechts teilnehmen, betrifft eine Haftpflichtversicherung für Fahrräder. Denn die Angst, nach einem Unfall zahlen zu müssen, soll mit ein Grund dafür sein, dass Radfahrer nach Kollisionen flüchten.

Der Fahrrad-Club ADFC forderte Beschlüsse für mehr Sicherheit von Radfahrern. Der ADFC-Vorsitzende Karsten Hübener sagte im MDR INFO: «Die meisten schweren Unfälle mit Radfahrern passieren durch rechtsabbiegende Lkw. Und zwar gerade dann, wenn Radfahrer vorschriftsgemäß auf schlecht einsehbaren Radwegen fahren. Die Radverkehrsanlagen sind oft nicht sicher.» Zur Sicherheit beitragen würde auch ein flächendeckendes Tempo 30 in Städten.

Fahrrad-Club: Keine Nummernschilder für Fahrräder

Er widersprach dem Vorwurf, viele Radfahrer in Innenstädten würden sich selbst rücksichtslos verhalten. «Radfahrer verhalten sich nicht mehr und nicht weniger verkehrswidrig als andere Verkehrsteilnehmer», sagte er. Den Vorschlag, Fahrräder mit Nummernschildern zu kennzeichnen, lehnte er ab.

Der 47. Verkehrsgerichtstag, der traditionell in der letzten Januarwoche in Goslar im Harz stattfindet, beschäftigt sich außerdem mit aktuellen Fragen wie dem Führerschein auf Zeit oder einer Reform des Punkte-Systems. An der Tagung nehmen rund 1.600 Experten von Justiz, Polizei, Industrie und Versicherungen teil. Am Freitag werden die Fachleute Empfehlungen zu den besprochenen Themen abgeben. (Mit Material von ap)

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