Im neuen „Star Trek”-Abenteuer verbindet Regisseur J.J. Abrams die bekannte Raumschiff-Ästhetik mit Blockbuster-Effekten

Die Weiten des Weltraums sind unendlich – immer noch. Dabei hat sich doch so vieles getan, seit Raumschiff „Enterprise” erstmalig am 8. September 1966 zum Sternenflug ansetzte. Damals herrschte noch ungebremster Fortschrittsglaube. Zum Mond wollte man fliegen und danach weiter ins All. Das erste Ziel wurde erreicht, der Rest ist Traum geblieben; zumindest im Blick auf bemannte Raumfahrt. Aber auch in den Swinging Sixties war Science Fiction kein unbedingter Massenmagnet. Die Serie „Star Trek” wurde nach drei Jahren eingestellt, weil sie zuletzt nur noch Kinder und Jugendliche vor den Bildschirm lockte; das war nicht gut für Werbepartner.

Spektakuläre Effekte

Solides Schauspiel: Die Crew in J.J. Abrams elftem „Star Trek”-Teil, der am Donnerstag in den Kinos anläuft.  Fotos: Paramount
Solides Schauspiel: Die Crew in J.J. Abrams elftem „Star Trek”-Teil, der am Donnerstag in den Kinos anläuft. Fotos: Paramount © Paramount

In diesem Punkt haben sich die Zeiten geändert. Wenn diese Woche ein neuer „Star Trek”-Film in die Kinos kommt, dann handelt sich um sündhaft teures Blockbuster-Entertainment, das ganz konkret auf eine Kundschaft zwischen 12 und 25 zielt. Die Verkaufsargumente sind spektakuläre Trickeffekte, rasante Actionszenen und eine frische, modische Besetzung für die Posterwand. Vor allem aber kann man sich auf ein weltweit bewährtes Warenzeichen stützen – „Star Trek”. Man mag kaum glauben, dass die Urserie erst sechs Jahre nach ihrer Premiere ins deutsche Fernsehen kam, und dass während der 70er Jahre erst ganz allmählich eine Kultbesinnung einsetzte, die „Star Trek” zum einzigen langlebigen SciFi-Hype neben „Star Wars” werden ließ.

Erst die Fernseh-Wiederholungen schärften den Blick für die einfallsreichen, den Zeitgeist spiegelnden Geschichten und die kongenial ausgesuchte Darstellerriege mit exotischen Gesichtern über die Grenzen von Kaltem Krieg und Rassismus hinweg. Da wurden denn auch die Details zur Folklore, Sätze wie „Beam mich hoch, Scotty” oder „Käpt'n, da!”, die Phaser-Handstrahler oder der Rasierapparat, mit dem Doc „Pille” McCoy seine Patienten scannte. Dann kam im Discojahr 1979 der erste „Star Trek”-Film in die Kinos, der mächtig Kasse machte, aber als pompöse Enttäuschung gewertet wurde. Drei Jahre später folgte gegen jede Erwartung ein weiterer Film und erntete weitaus positiveres Echo.

Der dritte Film fiel wieder ab, der vierte dagegen war richtig klasse und der Mythos wurde geboren, dass bei „Star Trek” (auch bei den Filmen der „Next generation”) immer nur die Titel mit den geraden Zahlen gut sind.

Der neue „Star Trek”-Film ist als insgesamt elfter also mit schlechtem Karma behaftet. Dennoch herrschen nun gänzlich andere Voraussetzungen, denn dieser Film geht buchstäblich zurück zu den Wurzeln. Hier wird nicht ein neues Raumschiff mit neuer Crew ins Rennen geschickt, wie das bei den Serienprojekten „Deep Space Nine” und „Voyager” der Fall war; man geht aber auch nicht so weit zurück in der Zeit wie „Star Trek: Enterprise”. „Star Trek” eröffnet mit den letzten pränatalen Tagen James T. Kirks, dessen Mutter mit knapper Not von einem bedrängten Raumschiff evakuiert wird, während Kirks Vater den Heldentod stirbt.

Nach diesem rasanten, bisweilen auch recht hysterischen Auftakt setzt die eigentliche Handlung ein. Weltraumschurke Nero will mit seinem Schiff „Nautilus” ganze Planeten in schwarze Löcher verwandeln. Dafür lockt er die irdische Sternenflotte in eine tödliche Falle. Nur die „Enterprise” kann entkommen. Allerdings befinden sich an Bord nach dem Verlust des bisherigen Captains Christopher Pike nur junge Kadetten, darunter das Raubein Kirk und ein junger Vulkanier mit Namen Spock.

„Star Trek” bietet HighTech-Entertainment am Puls der Zeit und trägt damit voll und ganz den Stempel seines Regisseurs J. J. Abrams, der als Mastermind der TV-Erfolge „Lost” und „Alias” längst selbst zum Kultmacher aufgestiegen ist. Aber wie schon im dritten „Mission: Impossible”-Film zeigt sich Abrams auch hier nur bedingt als guter Filmemacher. Sein Talent ist beschränkt auf schicke Dekors und Bildideen; sein dramatisches Erzählen ist dagegen kurzatmig, auf den Sekundeneffekt ausgelegt.

Zwei flotte Stunden

Für zwei flotte Kinostunden reicht das aber allemal, zumal die neue Besetzung solide spielt und tatsächlich aussieht wie die Jungausgaben von William Shatner und Konsorten.

Und dann, mittendrin im Getöse, taucht plötzlich Ur-Spock Leonard Nimoy auf, gealtert zwar, aber beherrscht und präsent wie eh und je, und die alte Magie ist wieder da. Oder ist es doch nur Nostalgie? Der Blick auf das 23. Jahrhundert hat sich sehr geändert.