Castrop-Rauxel. Die befürchtete Verschärfung der Schweinegrippe in NRW ist bisher ausgeblieben. Trotzdem wurde jetzt in Castrop-Rauxel der erste Kindergarten wegen des Virus geschlossen. In den Schulen liegt Seife bereit - in jedem Klassenraum. Aber es gibt nicht überall ein Waschbecken.

Bei einem der Kinder hatte das Gesundheitsamt H1N1 bestätigt, die übrigen 74 Jungen und Mädchen in dem Awo-Kindergarten sind bislang wohlauf. Die Eltern stimmten der vorübergehenden Schließung zu.

3431 Erkankungsfälle in NRW

„In den letzten Tagen wurden weniger Fälle gemeldet”, hieß es im Gesundheitsministerium auf Anfrage unserer Zeitung. Bis Donnerstag nachmittag waren von den NRW-Gesundheitsämtern seit Beginn der Krankheit insgesamt 3431 Fälle registriert worden. Davon kamen am Donnerstag 174 und am Mittwoch 184 neue Fälle hinzu. Zuvor waren durchschnittlich 200 erkrankte Personen pro Tag gemeldet worden. Die meisten Neuinfektionen gab es in Düsseldorf mit 17 und dem Landkreis Gütersloh (16). Nach den aktuellen Zahlen des Landesinstituts für Gesundheit und Arbeit verzeichneten der Kreis Wesel vier neue Fälle, der Kreis Recklinghausen, Duisburg und Bottrop je drei, Bochum und Dortmund je zwei.

In den meisten Schulen im Land liegen Seifenspender und Einmalhandtücher – wie vom Ministerium gefordert – längst bereit. Im Offenen Ganztagsbetrieb mit Essensausgabe ist das ohnehin Vorschrift. Allerdings gibt es nicht in allen Klassenzimmern Waschmöglichkeiten. „Es ist den Städten weder technisch noch finanziell möglich, alle Klassen jetzt mit Waschmöglichkeiten auszustatten,” erklärte Ulrich Wicking, Leiter des Bochumer Schulverwaltungsamtes, dieser Zeitung. Man werde gemeinsam mit dem Gesundheitsamt die Schulleiter über bestmögliche Hygiene im Rahmen eines Infoabends aufklären.

Die meisten Schulleiter sind gelassen

Das ist auch für Dortmund und Gelsenkirchen geplant. In Gelsenkirchen gebe es in fast allen Klassen Waschmöglichkeiten, versichert die Stadt. Allerdings hätten die Hausmeister – wie auch anderorts – Seife und Handtücher bislang oft gar nicht vor Ort ausgelegt: weil die Schüler zuviel Unsinn damit treiben. Die Seife wurde verspitzt, die Papiertücher verstopften manche Toilette. Doch solchen Missbrauch müsse man nun risikieren; jede Klasse werde ausgestattet, versichert die Stadt.

Den Einsatz von Desinfektionsmitteln plant bislang keine der befragten Städte zwischen Dortmund und Düsseldorf. Die Gesundheitsämter legen jedoch allen Lehrern und Schülern, die frisch aus Urlaubsländen mit besonders hohen Erkrankungszahlen wie Spanien oder England zurückgekehrt sind, ans Herz, beim leisesten Infektionsverdacht zuhause zu bleiben. Bis zu sieben Tage kann das Virus im Körper schlummern, bevor Symptome auftreten.

Verlängerte Ferien wären übertrieben

Eine grundsätzliche Schulstartverschiebung lehnten jedoch die meisten der befragten Verantwortlichen auf Anfrage unserer Zeitung als übertriebene Maßnahme ab. Magen- und Darmviren sowie "normale" Grippen hätten deutlich dramatischere Verläufe und seien nicht minder ansteckend. Unterm Strich sehen die Schulleiter dem Virus eher gelassen entgegen. Mancher verweist vor allem auf die Betreuungsnöte bei einer Ferienverlängerung vor allem für Eltern von Grundschulkindern nach gut sechs Wochen Schulferien. Mit späterem Schulstart rechnen laut einer Umfrage dieser Zeitung die wenigsten.