Essen. Wie kann ich mein Kind vor Übergriffen schützen? Darüber sprach Britta Bingmann mit Thomas Weyand, dem stellvertretenden Leiter des Kinderschutzzentrums Essen.
Kann ich mein Kind noch mit gutem Gefühl in den Verein schicken?
Weyand: Die meisten dort sind sicher engagierte Menschen ohne üble Absichten. Aber sicher ist es sinnvoll, den Trainer etwa kennenzulernen, den persönlichen Kontakt zu suchen. Andererseits sollte man aber ruhig auch den Verein fragen: Wie wählt ihr die Trainer aus? Alle Verbände sind gut beraten, sich zu dem Thema Gedanken zu machen.
Und wie warne ich das Kind?
Weyand: Man sollte dem Kind sicher keine Angst machen. Aber auch kleinen Kindern kann ich durchaus ganz klar sagen: Über deinen Körper kannst du selbst bestimmen, nur du.
Aber ins Detail sollte man nicht gehen?
Weyand: Natürlich muss ich differenzieren: Was beim Sport vielleicht unangenehm ist, aber dazugehört. Aber ich kann ganz klar benennen: Anfassen an Po, Scheide oder Brust, das geht gar nicht. Das darf kein Trainer – und das verstehen auch schon Fünfjährige.
In dem aktuellen Fall sind Jungen die Opfer. Werden die genügend auf solche Situationen vorbereitet?
Weyand: Nein, und das ist fatal. Denn Jungen sind von Missbrauch ebenso betroffen wie Mädchen. Aber sie haben oft das größere Problem damit. Sie vertrauen sich niemandem an, denn sie meinen: Jungs passiert so etwas nicht, die können sich ja wehren. Deshalb muss man allen Kindern klar sagen: Du kannst dir nicht immer selbst helfen, aber komm zu mir. Ich kann es.
Wie kann ich denn helfen?
Weyand: Zunächst sollte ich bei einem solchen Verdacht nicht den Trainer, sondern den Verein offiziell ansprechen und dann ein gemeinsames Gespräch suchen. Dann sehe ich ja: Wie reagieren die? Davon hängt dann ja alles weitere ab.
Aber wie gehe ich mit dem um, was das Kind erzählt?
Weyand: Kinder wollen Erwartungen erfüllen, sie spüren in Befragungen, worauf Erwachsene hinaus wollen und versuchen, das Richtige zu sagen. Deshalb ist es ganz wichtig, die Kinder offen erzählen zu lassen und den Originaltext nur zu dokumentieren. Keine inhaltlichen Fragen stellen wie „Hat er denn auch. . .” sondern nur: „Und was war dann?”