Duisburg. Der Stahlkonzern ThyssenKrupp streicht an seinen deutschen Standorten 1800 bis 2000 Stellen. Der Stellenabbau in dem Unternehmen soll ohne betriebsbedingte Kündigungen ablaufen. ThyssenKrupp und die Betriebsräte haben sich geeinigt, wie die WAZ aus Unternehmenskreisen erfuhr.

Thyssen-Krupp Stahl (TKS) will bis 2011 an den sieben deutschen Standorten 1800 bis 2000 Arbeitsplätze abbauen – und zwar ohne betriebsbedingte Kündigungen. Eine entsprechende Vereinbarung mit dem Betriebsrat sei paraphiert worden, sagte Arbeitsdirektor Dieter Kroll gestern der WAZ: „Wir halten an der eindeutigen Zielsetzung fest, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden.” Ebenso werde es in den nächsten zwei Jahren keine Betriebsstilllegungen geben. Die Arbeitnehmervertretung muss der Vereinbarung noch zustimmen, Stahl-Gesamtbetriebsratschef Willi Segerath wertete sie gestern als „gutes Ergebnis”.

Für den Arbeitsplatzabbau habe man „ein ganzes Bündel von sozialverträglichen Maßnahmen” geschnürt, sagte Kroll weiter. Das reiche vom freiwilligen Ausscheiden gegen Abfindung über die Nutzung des internen Arbeitsmarktes und sozialverträgliches Ausscheiden „rentennaher Mitarbeiter” bis zur verstärkten Rückholung ausgelagerter Aufgaben.

600 bis 800 Arbeitsplätze werde man in der Produktion abbauen, den größeren Teil aber in den Verwaltungs-Bereichen. Alle Standorte werden von diesen Maßnahmen betroffen sein, vor allem Duisburg, wo erhebliche Teile der Verwaltung des Stahlkonzerns gebündelt sind. Konkrete Zahlen konnte Kroll gestern noch nicht nennen.

Er zeigte sich zuversichtlich, beim Stellenabbau in der genannten Größenordnung ohne Kündigungen auskommen zu können: „Wir schaffen das, wir haben das Handwerkszeug dafür. Wir haben jetzt ein sozialpolitisches Paket, bei dem die Mitarbeiter keine Sorgen haben müssen. Wir bleiben in der Tradition dieses Hauses und gehen ordentlich mit den Menschen um.”

Ausbildung weiter wichtig

Zugleich setzt Thyssen-Krupp weiterhin auf Ausbildung: 80 Auszubildende werden für zwei Jahre mit Teilzeit von 28 Wochenstunden übernommen. Vom Ziel, bis 2013 1000 Azubis zu übernehmen, gebe es keine Abstriche, so Kroll: „Wir halten alle Verträge ein und werden darüber hinaus auch in Zukunft die Ausbildung auf dem erreichten hohen Niveau fortführen.” 600 Azubis seien schon übernommen worden. Nach dem Sommer würden weitere 329 Auszubildende in der Thyssen-Krupp-Stahlsparte ihre Lehre beginnen.

„Wir müssen jetzt auf die Krise reagieren, aber auch die langfristige Personalentwicklung im Auge behalten”, erläuterte Kroll die scheinbar widersprüchliche Kombination von Ausbildung und Arbeitsplatzabbau. Der Arbeitsdirektor hatte schon in der Vergangenheit angemahnt, sich auf die demographische Entwicklung mit einem absehbaren Mangel an Fachkräften frühzeitig einzustellen.

Von den rund 20 000 Mitarbeitern des Konzerns an den deutschen Standorten sind derzeit 15 000 in Kurzarbeit. Einer der Duisburger Hochöfen wurde im März stillgesetzt. Kroll bezeichnete die aktuelle Lage als den „dramatischsten Mengeneinbruch” in seinen mehr als 30 Arbeitsjahren bei Thyssen-Krupp.

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