Paris. Ex-Präsident Jacques Chirac ist der beliebteste Politiker Frankreiches, sein Amtsinhaber Nicolas Sarkozy kommt in einer Umfrage dagegen nur auf Rang 33. Eine Genugtuung ist das für den unausgelasteten Pensionär Chirac.
Als er noch im Amt war, konnte er von solchen Popularitätswerten nur träumen. Doch jetzt, knapp zwei Jahren nach dem gefühlsbeladenen Abschied aus dem Elyse´e-Palast, kann sich Jacques Chirac mit dem Titel des beliebtesten französischen Politikers schmücken. Als „Monsieur 74 Prozent” hängt er Amtsnachfolger Nicolas Sarkozy um etliche Längen ab.
Die Franzosen wurden gefragt, zu welchen Politikern sie eine positive Einstellung haben. In der aktuellen Liste der Beliebtesten ist Sarkozy gerade vom 29. auf den 33. Platz zurückgefallen (41 Prozent Zustimmung). Dabei liegt er, ein kleiner Trost, noch immer knapp vor Dauerrivalin Ségolène Royal (Platz 36 mit 38 Prozent). Für Chirac, der nach dem Ende seiner insgesamt zwölfjährigen Amtszeit in ein tiefes Loch gefallen war, sind die nostalgischen Gefühle seiner Landsleute gewiss eine Genugtuung. Nach all dem Spott und der bösen Kritik, die sich über den „Faulpelz” im Elysée vor allem in den letzten Amtsjahren entladen hatten, schwimmt er nun auf einer Woge der Sympathie.
Beliebter denn je
„Chichi”, wie ihn die Franzosen gern nennen, ist als Pensionär mit Herzschrittmacher populärer denn je. Auch in der Welt hat sein Name offenkundig noch einen Klang. Dass der neue US-Präsident Barack Obama ihm – und nicht Sarkozy – Mitte März einen persönlichen Brief schrieb und darin die Hoffnung „auf gute Zusammenarbeit in den kommenden vier Jahren” ausdrückte, lancierte Chirac umgehend an die Medien. Sie kommentierten die Post aus Übersee genüsslich in seinem Sinne.
Auch als Rentner noch gefragt zu sein, versüßt den Lebensabend des 76-jährigen Charmebolzens. Ausgelastet ist er ohnehin nicht. Chiracs Stiftung, die sich für bedrohte Zivilisationen und gegen die Versteppung der Welt einsetzt, ist nicht gerade ein Ganztagsjob, was selbst gute Freunde unter der Hand bestätigen. Auf weit mehr Interesse in der Öffentlichkeit stoßen überdies Geschichten aus Chiracs Rentneralltag. Als ihn sein verwöhntes Hündchen „Sumo”, dass den Verlust des weitläufigen Elysée-Gartens offenkundig nicht verkraftet hatte, respektlos in die Wade biss, nahm die Nation besorgt Anteil.
Dass Chirac sich überdies inzwischen gern in der Nationalversammlung blicken lässt, hat sich in Paris ebenfalls herumgesprochen. Dort lässt sich der Alt-Präsident, der noch immer für lau im großzügigen Appartement seiner libanesischen Freunde am Seine-Ufer mit Traumblick auf den Louvre wohnt, preiswert die Haare schneiden. Auf den Cent achtet der Pensionär offenkundig noch immer – trotz hoher Rente und präsidialer Privilegien bis ans Lebensende. Kein böses Wort kommt ihm derweil mit Blick auf den Nachfolger, dessen Aufstieg an die Staatsspitze er so gern verhindert hätte, über die Lippen. Champion der Umfragen zu sein, dürfte ihm Auszeichnung genug sein.