Essen. Eine wunderliche Idee hatte das ZDF: Die x-te Doku über die Windsors wurde mit Szenen aus dem Oberfränkischen aufgepeppt. Und hat es geschafft, in dem üppigen Werk nicht einen originellen EInfall unterzubringen.
Das Leben der Windsors ist bunt und kurvig, zuweilen dramatisch und verstörend, aber eins ist es wahrlich nicht: ein Buch mit sieben Siegeln. Man kann sie nicht mehr zählen, die Beiträge, die sich abwechselnd mit unglücklichen Königskindern, launischen Thronfolgern oder in der Pflicht erstarrten Monarchen beschäftigen. Auch das Rezept ist bekannt: Man verschafft sich Zugang zum Archiv eines britischen TV-Senders und garniert die Beute mit Sprüchen der Experten.
Ausgelutscht
Zur besten Sendezeit können wir so etwas Ausgelutschtes dem Zuschauer eigentlich nicht mehr zumuten, sagte sich jetzt das ZDF und nahm sich der Herausforderung mit bekanntem Ungestüm an. Die unglücklichen Königskinder, launischen Thronfolger und in der Pflicht erstarrten Monarchen wurden kurzerhand in einem Format zusammengetrieben und nicht von einem, zwei oder drei, sondern gleich von vier Experten analysiert, davon ist einer englisch. Die Resultate zersäbelte man in drei Teile und gab ihnen den originellen Namen „Die Windsors - Triumph und Tragödie”.
Unter dem Titel „Der Fluch des Erstgeborenen” startet die Serie am Dienstag um 20.15 Uhr, Teil 2 folgt eine Woche später, das Finale am 26. April, dankenswerter Weise dann erst um 23.35 Uhr, denn eins muss man sagen: Es ist wirklich gelungen, in diesem üppigen Werk nicht eine originelle Idee unterzubringen. Gar nicht einfach.
Kühne Parallele
Das haben wir alles schon tausendmal gesehen, fast immer auch besser, auch die Experten, die beispielsweise im ersten Teil historische Parallelen zwischen Edward VIII.und Prinz William zu zimmern versuchten.
Das ist schon kühn. Natürlich war Edward VIII. auch erst mal Thronfolger, dann hört es schon auf. Eine ungesunde Nähe zum Faschismus kann man William wirklich nicht nachsagen, und dass er wie sein angebliches Vorbild abdanken muss, wenn er mit Kate Middleton eine Bürgerliche heiraten sollte, erscheint eher unwahrscheinlich.
Polizist mit Schnauzbart
Um sich an den Zeitgeist ranzuschmeißen, hat man übrigens die Dokumentation noch mit eingestreuten Spielszenen aufgepeppt. Schloss Windsor stand nicht zu Verfügung, Queen und Thronfolger waren anderweitig beschäftigt, und deshalb griff man auf ein Schloss in Coburg und die örtliche Bevölkerung zurück. Der Polizist bekam einen Schnauzbart aufgepappt und gibt jetzt den englischen Faschistenführer Oswald Mosley, und Edward VIII. wird vom Karnevalsprinzen gespielt. Kein Scherz.
Bei diesem Casting wäre man gern dabei gewesen, auch um zu sehen, wie sich Hannelore Ilse in die Queen verwandelt. Man hätte vielleicht geraten, das Ganze unter dem Titel „Die Queen in Coburg” nicht als Dokumentation, sondern als rattenscharfes Reality-Format zu vermarkten. Wir waren aber nicht eingeladen, und deshalb bleibt die Frage an das ZDF: Warum nur? Gab es im Archiv nichts anderes? Etwas über Pinguine?
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