Thomas Baumgärtel legt eine Spur durchs Ruhrgebiet und lässt sich nicht beirren. Neue Ideen fürs Dortmunder U

Duisburg. Seine Arbeit polarisiert: Thomas Baumgärtel zieht eine Bananenspur durch die Republik – und bevorzugt dabei das Ruhrgebiet. Allerdings sind die gelben Früchte nicht immer so gern gesehen wie in Duisburg. Hier hat Baumgärtel sich schon zum zweiten Mal am Museum Küppersmühle verewigt. Früher, als illegaler Sprüher, kassierte der Wahl-Kölner Anzeigen.

Baumgärtels Vision: Eine Banane auf dem Dortmunder U. Montage: Baumgärtel
Baumgärtels Vision: Eine Banane auf dem Dortmunder U. Montage: Baumgärtel © WAZ

Angefangen hat alles vor 20 Jahren, als er eine Banane an ein Kreuz in einem katholischen Krankenhaus nagelte. Es war ein Eklat. Der Künstler, überrascht von den heftigen Reaktionen, hatte sein Symbol gefunden. Die Banane verkörpert für ihn Kreativität. Sie steht für Leben, Männlichkeit oder für das, was der Betrachter in ihr sehen will. Am liebsten lässt Baumgärtel die Aktionen für sich wirken. „Kunst ist nicht nur das Objekt, sondern der Prozess, der daraus entsteht.”

Der Spray-Dosen-Maler hat sich längst von seinen Schablonen gelöst und fertigt auch überdimensionale Bananen-Plastiken an. Eine davon hatte er in den Kölner Dom gestellt. Es war seine Art des Protests gegen die Institution Kirche. Nachdem die Polizei das Werk im Eingang entdeckt hatte, musste das Gerüst mit der gemalten Bananen-Hülle wieder abgebaut werden.

Eine ähnliche Frucht sollte nach Baumgärtels Willen das Dortmunder U zieren. „Das wäre ein großartiger Ort. Ein Zeichen für das tolle Haus.” Allerdings sehen das die Dortmunder Verantwortlichen anders. Sie finden die Idee ziemlich Banane. Und der Antrag auf einen Zuschuss von der Kulturhauptstadt wurde abgelehnt. „Ich finde das absurd. Das Ruhrgebiet ist meine Heimat, es ist schade, dass ich hier nicht wirken soll. Noch nicht mal ein Gespräch wurde mit mir geführt.”

Bedenken gebe es auch bei Plänen für die Zeche Zollverein. Baumgärtel will den Förderturm verschönern. „Ich verleihe die Banane schließlich nicht an jeden. Für Geld gibt es sie nicht zu kaufen.” Im Ruhrgebiet hat Baumgärtel bisher 54 Orte als „bananenwürdig” befunden. Darunter das Museum Folkwang, den Gasometer Oberhausen und einige Galerien. Zum Kulturhauptstadt-Jahr 2010 soll in Kooperation mit der WAZ ein Führer erscheinen, der Interessierte über die Bananenroute leitet. So sollen die Aktionen dokumentiert werden.

Bis es soweit ist, werden sicherlich noch einige sonnig-gelbe Südfrüchte an Wände gesprüht. Nicht immer offiziell. Baumgärtel nimmt sich die Freiheit, sich in Nacht- und Nebelaktionen in seiner alten Heimat zu verewigen.

DER KÜNSTLER

Bananenrepublik

Thomas Baumgärtel wurde in Rheinberg geboren. Seine erste Banane sprühte er 1986. In den 80er Jahren zog es ihn zum Kunststudium nach Köln. Eines seiner nächsten Projekte könnte eine Banane am Brandenburger Tor sein. Auch wenn die Assoziation der „Bananenrepublik” nahe liegt, will Baumgärtel dies nicht so verstanden wissen.

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