Essen. Die Welt der Verbraucher wird komplizierter. Für viele Kunden dürfte der alltägliche Einkauf im Supermarkt oder beim Discounter bald teurer und zeitraubender werden. Verbraucherschützer schlagen Alarm.
„Wir befürchten ein Chaos und versteckte Preiserhöhungen”, warnt Armin Valet, Mitarbeiter der Hamburger Verbraucherzentrale im WAZ-Gespräch. Grund für die Aufregung: Die Fertigpackungsverordnung wird am 11. April geändert. Ab dann kann der Einzelhandel alle Lebensmittel in allen beliebigen Verpackungsgrößen verkaufen.
Die Standardtafel Schokolade, die seit Jahrzehnten 100 Gramm wiegt, darf ab Samstag auch 90 oder 95 Gramm schwer sein. Der Karton Milch, den jede Verbraucherin und jeder Verbraucher mit einem Inhalt von einem Liter gleich setzt, kann dann 0,95 oder 1,1 Liter oder ein anderes „krummes” Maß haben.
Unabsehbare Folgen für die Kunden
Was auf den ersten Blick jeweils wie eine Kleinigkeit anmutet, „hat unabsehbare Folgen und kann für preisbewusste Kunden im Einkaufsalltag eine gefährliche Falle werden”, sagt Jürgen Fischer, Chef der Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern. „Mit Verringerungen des Packungsinhalts können Hersteller und Händler verkappte Preiserhöhungen umsetzen, ohne dass die Kunden das auf den ersten Blick merken”, betont der Verbraucherschützer.
Ohne Taschenrechner und großen Zeitaufwand dürfte es kaum noch möglich sein, das günstigste Angebot im Laden zu finden. Das sieht auch Armin Valet so und empfiehlt, den schon heute vorgeschriebenen Grundpreis beim Vergleich als den echten Warenpreis anzusehen. Dieser muss in jedem Werbeprospekt und auf jedem Preisschild am Ladenregal genannt werden und bezieht sich jeweils auf 100 oder 1000 Gramm oder auf einen Liter oder 100 Milliliter.
Steigende Gefahr von "Mogelpackungen"
Valet sieht auch eine wachsende Gefahr, dass im Handel immer mehr „Mogelpackungen” auftauchen. Das ist dann der Fall, wenn die Ware in gleicher Packungsgröße angeboten wird, die Füllmenge aber – ohne einen entsprechenden Hinweis auf diese Veränderung – verringert wird.
Vertreter des Handels weisen solche Aussagen zurück. Man wolle die Kunden nicht vergraulen und werde „unklare Verpackungen” nicht in die Regale stellen. Große Handelsketten beteuern ebenfalls, dass sie ihre Packungsgrößen nicht verändern wollen.
Die Verbraucherzentrale Hamburg hat aber andere Erfahrungen gemacht. Bereits seit einigen Jahren sammelt sie Beispiele für Tricksereien mit Packungen und Preisen, die Verbraucher zum Beispiel bei Marmelade oder Kosmetika erlebt haben. Für diese Waren wurden die Packungsgrößen bereits im Jahr 2000 freigegeben.
- Kommentar: Ohne Regeln geht es nicht
- Diskussion: Ihre Erfahrungen mit Mogelpackungen