New York. Eine Kandidatur als Konjunkturspritze: Die Stadt New York lebt gut von Michael Bloombergs Milliarden. Nie zuvor hat ein Kandidat für das Bürgermeisteramt aus eigener Tasche derart viel eigenes Geld eingesetzt, um bei der Jagd nach einem öffentlichen Amt zu gewinnen.

Diese Unsummen aus dem Fenster zu schmeißen, hätte sich Michael Bloomberg zweifellos sparen können. In New York ist der Bürgermeister am Ende seiner zwei Amtszeiten ohnehin längst bekannt wie ein bunter Hund. Haushoch liegt er in den Umfragen auch jetzt, kurz vor der Wahl am 3. November, vorn. Dass Bloomberg trotzdem Millionen aus eigener Tasche in den Wahlkampf für eine dritte Amtszeit pumpt, ist rational nicht mehr zu erklären. „Normalerweise setzt man Geld ein, um sich bekannt zu machen. Aber in diesem speziellen Fall geht es wohl mehr darum zu zeigen: Er kann es sich leisten, warum dann also nicht?”, mühte sich Meredith McGehee, deren „Wachhund”-Verein die Spendenflüsse und das Ausgabegebaren amerikanischer Politiker akribisch nachhält, um eine halbwegs einleuchtende Erklärung für Bloombergs Ausgabewut.

Schon vor der Stimmenauszählung wird der Selfmade-Milliardär und Medienmogul Bloomberg amerikanische Geschichte geschrieben haben. Nie zuvor hat ein Kandidat aus eigener Tasche derart viel eigenes Geld eingesetzt, um bei der Jagd nach einem öffentlichen Amt zu gewinnen. Auf 250 Millionen Dollar werden sich Bloombergs drei Wahlkämpfe am Ende addiert haben. In der Logik, sich stets aufs Neue übertrumpfen zu müssen, war der letzte Wahlkampf naturgemäß der teuerste.

Millionen in die Wirtschaft gepumpt

Zwischen 110 bis 140 Millionen Dollar – auf ein paar Millionen mehr oder weniger kommt es wohl tatsächlich nicht mehr an – wird Bloomberg am Ende des Rennens in die lokale Wirtschaft gepumpt haben. Eine Konjunkturspritze ist das, die das rezessionsgebeutelte New York gut gebrauchen kann. Von der „großartigen Hilfe” schwärmt nicht zuletzt Marc Cosentino, in dessen Pizzeria in der Bronx Bloombergs 100-köpfige Wahlkampfzentrale regelmäßig Pizzas en masse ordert.

Seit Bloombergs Wahlkampagne Anfang September einen Zahn zulegte, pumpt der Bürgermeister, der sein eigner Nachfolger werden will, Tag für Tag rund eine Million Dollar in New Yorks Wirtschaft. Das meiste Geld freilich – rund die Hälfte – fließt in Fernseh- und Radiospots. Bloomberg kann sich soviel grenzenlosen finanziellen Einsatz leisten. Mit rund 17,5 Milliarden Dollar Vermögen liegt Bloomberg auf dem achten Platz in der jüngsten „Forbes”-Hitliste der reichsten Amerikaner.

"Obszöne" Geldflut

Mit der gleichnamigen Finanzdaten-Agentur hat Bloomberg sein Milliarden-Vermögen gemacht. Wo derart viel Geld im Spiel ist, liegt der Verdacht nahe, dass sich da einer seine Wahl schlicht erkauft. „Obszön” nennt Bloombergs Rivale Bill Thompson die Geldflut. Thompson selbst kann da nicht annähernd mithalten.

Sein Wahlkampf basiert allein auf Spenden. Und mehr als sechs Millionen Dollar hat Bloombergs früherer Stadtkämmerer bislang nicht zusammen bekommen. Ein Trinkgeld ist das aus Bloombergs Sicht, der Jahr für Jahr ohnehin Millionensummen spendet und damit New Yorks politische Klasse und soziale Netzwerke ein gutes Stück weit an sich bindet. Allein im letzten Jahr spendete Bloomberg laut „New York Times” 235 Millionen Dollar.

Lob von allen Seiten

Bloombergs Reichtum ist seine mächtigste Waffe, seinen Willen durchzusetzen – aber New York ist die letzten acht Jahre auch gut mit ihm gefahren. Kaum einer bestreitet das.

Und selbst die durch und durch liberal gesinnte „New York Times” widmete dem geschiedenen Vater von zwei Töchtern noch in der letzten Oktoberwoche eine Leitartikel-Eloge.