Essen. Ist Cannabis eine Einstiegsdroge oder nicht? Darum tobt ein Glaubenskrieg. Die betroffene Mutter Elisabeth Falcone hat eindeutige Erfahrungen.

Als Elisabeth Falcone, die tapfere Mutter eines Suchtkranken, in der WAZ-Redaktion anrief, war sie sehr aufgeregt. Sie hatte gelesen, Bündnis 90/Die Grünen wollten wieder mal den Konsum und privaten Besitz von Cannabis legalisieren. Genau dagegen kämpft sie seit zwölf Jahren.

"Hasch ist der Einstieg in den sozialen Abstieg"

Die Grünen argumentieren, Cannabis sei eben keine Einstiegsdroge; Millionen Deutsche seien mit dem Stoff ein- oder mehrmals folgenlos in Kontakt gekommen – diese Argumente wischt die Mutter beiseite. „Es mag sein, dass manche ein Leben lang kiffen und nichts passiert.” Sie kenne aber sehr viele Junkies, die mit Joints anfingen und dann mehr wollten. Immer wieder betont sie: „Hasch ist der Einstieg in den sozialen Abstieg.”

Die Bundesregierung kann ebenfalls mit dem Antrag der Grünen wenig anfangen. „Cannabis ist keine Spaßdroge”, sagt die Drogenbeauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Maria Eichhorn. Sabine Bätzing (SPD), Drogenbeauftragte der Bundesregierung, sorgt sich vor allem um das gesunkene Einstiegsalter, das bei etwa 16 Jahren liegt.

Gewächshaus-Drogen sind höher konzentriert

Ob illegal oder nicht: Der Cannabis-Anbau auf Plantagen boomt in Deutschland. Mit gefährlichen Folgen, so das Düsseldorfer Landeskriminalamt: Die Wirkstoff-Konzentration der in Gewächshäusern angebauten Drogen könne bis zu viermal höher sein als bei herkömmlich angebautem Marihuana. Ursachen sind die professionelle Bewirtschaftung und das genmanipulierte Saatgut.

Ob gelegentliches Kiffen gefährlich ist oder nicht, ob eine Legalisierung den Konsum ansteigen lassen würde, ob die Kriminalisierung abschreckend wirkt – darüber herrscht seit Jahren ein Glaubenskrieg in Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. Dabei scheint ein anderes Rauschmittel viel gefährlicher zu sein: der Alkohol. Dessen Konsum nimmt besorgniserregend zu. Immer öfter würden Zwölfjährige mit einem Vollrausch eingeliefert, warnt die DAK. Die Zahl der Komasäufer sei um 36 Prozent gestiegen.

Wenn Alkohol aber so gefährlich ist, warum ist dann der Konsum und Besitz vor allem von Hochprozentigem für Erwachsene legal? Anders herum: Müsste dann nicht auch Cannabis freigegeben werden? Elisabeth Falcone winkt ab. „Wenn wir schon das Alkoholproblem haben”, sagt sie, „müssen wir doch nicht noch das Cannabis-Problem vergrößern.”

Mehr zum Thema: