Die US-Notenbank Fed will der Wirtschaft mit einer Billion Dollar auf die Beine helfen. Mit dem Geld sollen die Geldinstitute wieder flüssig werden und an Unternehmen Kredite vergeben können. Doch die Gefahr einer Inflation ist groß.
Wofür werden die Dollarmilliarden ausgegeben?
Für einen Betrag von bis zu 300 Milliarden Dollar kauft die Fed Staatsanleihen der USA zurück. Deren bisherigen Besitzer erhalten dafür Geld, das sie anderweitig ausgeben oder anlegen und so die Wirtschaft stützen sollen. Weitere 750 Milliarden Dollar gibt die Notenbank für den Ankauf von Wertpapieren aus den Depots der Banken aus. Bei diesen Papieren handelt es sich meist um faule Immobilienkredite, für die es sonst keinen Markt mehr gibt. Die Institute werden auf diese Weise wieder flüssig und können – so die Theorie – die Einnahmen für die dringend erwünschte Kreditvergabe an Unternehmen verwenden.
Warum nimmt die Fed so viel Geld in die Hand?
Die Notenbanken haben weltweit nur wenige Möglichkeiten, etwas für eine florierende Wirtschaft zu tun. Das wichtigste Instrument ist die Zinspolitik. Wird Geld leihen billiger, investieren Unternehmen und Bürger eher als bei hohen Zinsen. Doch das Leitzinsniveau in den USA ist schon nahe Null und kann faktisch nicht weiter gesenkt werden.
Also versucht die Fed die noch immer höheren Zinsen im Geschäftsverkehr über einen Umweg auch in Richtung Null zu bringen. Durch den Aufkauf von Wertpapieren flutet sie den Markt mit Geld. Je mehr davon unterwegs ist, desto niedriger sind die Zinsen. Ab einem gewissen Niveau lohnt es sich theoretisch für die Betriebe eher wieder, Kredite aufzunehmen und dafür neue Maschinen zu kaufen oder Produkte zu entwickeln und auf den Markt zu bringen, als ihr Guthaben auf dem Finanzmarkt anzulegen. Dann springt auch die Wirtschaft wieder an. Ob die Rechnung aufgeht, erscheint europäischen Fachleuten allerdings fraglich.
Wie viel Geld haben die Amerikaner bisher in den Kampf gegen die Krise gesteckt?
Weltweit wurden bisher Konjunkturprogramme und Stützungskäufe oder Bürgschaften im Gesamtvolumen von 4,4 Billionen Dollar angekündigt. Fast ein Drittel der Summe wird von den USA beigesteuert. Nur China pumpt noch sehr viel mehr Geld in den Kampf gegen die Krise.
Wie wird die amerikanische Billionenspritze finanziert?
Die USA machen keine neuen Schulden für den Kauf von Wertpapieren und Staatsanleihen. Die Notenbank druckt, vereinfacht gesagt, frisches Geld und kauft damit ein. In der Praxis handelt es sich überwiegend um reine Kontobuchungen, bei denen Dollarscheine gar nicht benötigt werden. Auf jeden Fall wird die vorhandene Menge an US-Dollar damit aufgebläht.
Droht jetzt eine Inflation in Amerika?
Wenn die Geldmenge steigt, ohne dass zugleich mehr Waren und Dienstleistungen erbracht werden, sind steigende Preise wahrscheinlich. Kurzfristig ist die Inflationsgefahr aber noch nicht sehr hoch. Solange die Wirtschaft in der Krise steckt, werden wenige Rohstoffe benötigt und kaum Anlagen gekauft. Auch die Konsumenten halten sich zurück. Sobald die Konjunktur wieder anspringt und die Nachfrage steigt, könnten die Preise kräftig steigen.
Was bedeutet das US-Programm für den Euro und die Aktien?
Der Euro stieg sofort nach der Ankündigung kräftig an. Denn für mittelfristige Geldanlagen in den USA sinken die Zinsen. Deshalb schichten Investoren ihr Kapital in einträglichere Finanzzonen um, zum Beispiel nach Europa. Außerdem wirft die sich abzeichnende Inflationsgefahr ihre Schatten voraus. Die Anleger gehen lieber auf Nummer sicher und ziehen ihr Geld aus Amerika ab. Die Aktienkurse profitieren ebenfalls von der Zinsentwicklung. Es wird wieder vergleichsweise attraktiv, das Geld an der Börse anzulegen. Ob es sich bei beiden Entwicklungen um ein Strohfeuer oder eine Trendwende handelt, kann derzeit niemand sagen.
Ist die Billionen-Spritze ein Vorbild für Europa?
In Europa ist die Lage aus verschiedenen Gründen anders. Die Bank auf England hat bereits eigene Staatspapiere gekauft, um ähnlich wie die Fed für sinkende Zinsen und steigende Investitionen zu sorgen. In der Euro-Zone ist dies nicht so leicht möglich, weil es keine für den gesamten europäischen Währungsraum stehenden Staatsanleihen gibt. Würde die Europäische Zentralbank (EZB) nun Anleihen aus einzelnen Mitgliedsländern kaufen, käme dies einer Diskreditierung der betroffenen Länder gleich, weil alle Investoren dort eine besonders schlimme finanzielle Lage mutmaßen würden. Also lässt die EZB lieber die Finger davon. Da außerdem der Leitzins im Euroraum noch bei 1,5 Prozent liegt, hat die Notenbank noch Spielräume nach unten.