Essen. Die elend lange „Die Braut, die sich nicht traut”-Geschichte ist zu Ende. Nach mehr als eineinhalbjährigem Werben hat Yahoo kapituliert und geht eine Partnerschaft mit Microsoft ein.

Die elend lange „Die Braut, die sich nicht traut”-Geschichte ist zu Ende. Nach mehr als eineinhalbjährigem Werben hat Yahoo kapituliert und geht eine Partnerschaft mit Microsoft ein. Der Softwareriese bringt die Suchmaschine Bing in die „Microhoo”-Beziehung ein und Yahoo steuert Marktanteile im Suchmaschinenbereich bei. Zunächst einmal will Microsoft mit der Verbindung dem Erzrivalen Google endlich die Vorherrschaft im milliardenschweren Suchmaschinengeschäft streitig machen. Letzten Endes geht es beim Kampf der IT-Giganten um die Vorherrschaft im Internet.

Der Suchmaschinenmarkt

2008 wollte Microsoft-Chef Steve Ballmer Yahoo für 47,5 Milliarden Dollar schlucken. Damals-Chef Yerry Yang wollte mehr, der Deal platzte.

Nun starten die Konzerne die Online-Partnerschaft. Yahoo wird Microsofts Suchmaschine Bing nutzen, teilten die Unternehmen mit. Dafür darf die Softwareschmiede die Yahoo-Suchtechnologie in ihre Dienste einbauen. Die Vermarktung, also das Verkaufen von Anzeigen auf den Portalen der Unternehmen, soll Yahoo übernehmen. Andere Dienste wie E-Mail, Nachrichten oder Fotos sollen getrennt bleiben und im Wettbewerb stehen.

„Das kann Microsoft nach vorn bringen”, sagt Nicolas von Stackelberg, Analyst bei Sal Oppenheim. „Microsoft hat erkannt, dass der Konzern Google nicht gefährlich werden kann, wenn es noch einen dritten Konkurrenten gibt”, begründet Tobias Kollmann von der Universität Duisburg-Essen die Online-Ehe.

Betriebssysteme

Auch auf anderen Gebieten konkurrieren die Konzerne – etwa bei den Betriebssystemen. Obwohl Windows Vista floppte, ist Microsoft hier Marktführer. Ab dem Herbst soll der neue Hoffnungsträger Windows 7 an den Start. Mit seinem Betriebssystem Chrome will Google in die Microsoft-Domäne einbrechen. 2010 soll es Chrome OS zunächst für Netbooks (Mini-Rechner) gratis geben. Windows 7 kostet knapp 120 Euro.

Trotz Gratis-Version sieht Kollmann Google hier vor einem schweren Kampf: „Hier hat Microsoft Standards gesetzt. Chrome OS hingegen muss erst einmal beweisen, dass es auch gut ist.”

Büro-Software

Auch auf Microsofts zweitem Kernfeld, der Büro-Software, piesackt Google den Konkurrenten – indem er Software anbietet, die Word, Excel und Co ähnelt und die es gratis im Internet gibt. Cloud Computing ist das Schlüsselwort. Soll heißen: Die Programme und die Arbeiten des Anwenders liegen auf gigantischen Google-Servern und nicht auf dem PC des Einzelnen. Das spart Speicherplatz. Getrieben von Google bietet Microsoft nun eine abgespeckte Gratis-Version von Office 2010 an.

Bei der Büro-Software sieht Kollmann Microsoft weiter im Vorteil: Zum einen habe Microsoft die besseren Vertriebswege und gewachsene Strukturen. Zum anderen könnte das, was im Netz gespeichert werde, theoretisch auch manipuliert werden. Soll heißen: „Für den mobilen Low-Budget-Nutzer mögen die Google-Anwendungen interessant sein”, sagt Kollmann. „Der konservative, sicherheitsorientierte Nutzer wird aber bei dem Office-Paket von Microsoft bleiben.”

Offenes Rennen

Kollmann geht davon aus, dass sich die Konzerne in allen Bereichen angleichen. Microsoft gewinnt auf dem Suchmaschinen-Sektor hinzu, Google dagegen etwas bei der Büro-Software und dem Betriebssystem. „So wird keiner der beiden Konzerne auf allen Bereichen zu dominant.”