Essen. David Garrett gilt als der neue Pop-Star unter den Geigern. Beim ersten Saison-Konzert der Pro-Arte-Reihe in der Essener Philharmonie klang seine Stradivari überraschend matt. Pianistin Milana Chernyavska gab den Ton an.
Schnell und schön ist er, der Pop-Star unter den Geigern. Ob David Garrett damit aber den Platz des Enfant terrible, Nigel Kennedy, einnehmen wird, bleibt abzuwarten.
Denn nach seiner fulminanten (und mit Technik üppig unterfütterten) Cross-Over-Show „Virtuoso”, mit der er vor einigen Monaten in der Essener Philharmonie vor allem Jung-Mädchenherzen im Takt hüpfen ließ, sah er sich jetzt beim Auftakt der Pro-Arte Konzertreihe einem gesetzteren, überwiegend anspruchsvollen Abo-Publikum im überfüllten Saal gegenüber.
Das reagierte zunächst zurückhaltend bei Beethovens Sonate für Klavier und Violine Op. 96. Seltsam, wie sehr der sonst eher extrovertierte Solist bei diesem kammermusikalischen Abend das Zepter seiner ebenfalls überaus ansehnlichen jungen Partnerin am Klavier überließ. Milana Chernyavska lag Garrett, auch im folgenden Scherzo aus Brahms' F.A.E.-Sonate, gestalterisch um Längen voraus. Gewöhnlich gilt eine Stradivari im Luxussegment der Geigen als Kreuzung aus Ferrari und Rolls Royce – doch Garrett holte an diesem Abend einen zwar überwiegend gepflegten, kaum aber glanzvollen Ton aus diesem Instrument.
Als zauberischer Klang-Verführer erwies er sich immerhin im Allegretto aus Edward Griegs Violinsonate Op. 45. Zum Trost der Fans, die ihre Begeisterung auch zwischen den Sätzen nicht zügeln konnten, folgte der unverwüstliche Sarasate. „Zigeunerweisen” aus der Feder eines Teufelsgeigers für ebensolche. Dort ließ auch Garrett die Funken volltönend sprühen, seinen Bogen flink springen. Vielleicht wirkt diese Musik auch für Künstler als Narkotikum, denn Garrett war noch am Morgen bei Münchens Promi-Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt in Behandlung. Schulterprobleme. Gute Besserung!