Ruhrgebiet. Es war einmal ein Kopf-an-Kopf-Rennen, ein Zweikampf zwischen Dortmund und Essen um den Titel: zweitgrößte Stadt im Land. Doch nun hat sich Düsseldorf dazwischen gemogelt – und Essen ist plötzlich nur noch Nummer 4.

Platz 1 ist uneinholbar. Dort rangiert Köln mit fast einer Million Einwohnern. Damit ist die viertgrößte Stadt Deutschlands die größte im Lande NRW. Dann kommt ganz ganz lange nix – und dann folgen, hintereinander dicht gedrängt: Dortmund, Düsseldorf und Essen. Und zwar genau in dieser Reihenfolge. Damit hat die künftige Kulturhauptstadt im Ranking der einwohnerstärksten Städte einen weiteren Platz eingebüßt, liegt nun auf Rang 4.

WAZ-Grafik: Felix Hoffmann
WAZ-Grafik: Felix Hoffmann © Fremdbild

Schon das Dortmunder Überholmanöver hat im Essener Rathaus so weh getan, dass viele es nicht wahr haben wollten. Dortmund arbeite mit falschen Zahlen, hieß es damals, die Landesstatistiker ebenfalls. Aber es ist so: Essen schrumpft. Die Stadt, die sich in den 70ern mit 750 000 Einwohnern auf gutem Weg zur Millionen-Metropole sah, wird nach den Prognosen der Stadtplaner im Jahr 2020 nur noch rund 540 000 Einwohner haben. Essen verliert immer noch jedes Jahr Einwohner. Letztes Jahr waren es immerhin nur noch 1058, so wenig wie seit 15 Jahren nicht mehr. Der Wanderungs-Saldo ist inzwischen auch wieder umgedreht: Es ziehen mehr Menschen nach Essen als aus Essen weg. Doch die Stadtbevölkerung ist überaltert. Jeder fünfte Essener ist älter als 65.

Schwerpunkt auf der Entwicklung des Wohnungsmarktes

Deshalb hat die Stadt in ihrem Stadtentwicklungsplan „Essen 2015 +” einen Schwerpunkt auf die Entwicklung des Wohnungsmarktes gelegt. Junge Familien mit Kindern sollen in die Stadt gelockt werden. Problem: Fast ein Drittel des Essener Wohnungsbestandes ist älter als 60 Jahre, 20 000 vor allem kleine Wohnungen stehen leer. Und: Das 210 Quadratkilometer große Essen ist knapper an Bauland als Dortmund mit seinen 290 Quadratkilometern. Konsequenz: Inzwischen reißen Wohnungsgesellschaften etwa im Norden ganze Siedlungen ab und bauen neu. Um das Wohnen attraktiver zu machen, will Essen mehr Wasser und Grün ins Stadtbild holen. Wo immer es geht, sollen ganze Quartiere für Familien entstehen. Solche Maßnahmen greifen, aber langsam. So lange tröstet sich Essen mit dem Titel der Pendler-Metropole des Landes. Täglich pendeln 41 450 mehr Menschen nach Essen herein als aus Essen heraus. Und: Immer mehr Düsseldorfer kommen nach Essen. Zum Arbeiten. Wenn Thyssen-Krupp (aus Düsseldorf!) ins neue Quartier in der Essener Weststadt zieht, werden es noch mehr werden.

Dass die Landeshauptstadt, wie sie seit dem letzten April behauptet, auch Dortmund schon eingeholt hat, stimmt nach wie vor nicht. Jedenfalls nicht, wenn man den jüngsten Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung Glauben schenkt, die das statistische Landesamt gestern vorgelegt hat. Danach gewann Köln im ersten Halbjahr 2008 fast 1300 Einwohner hinzu und kommt nun auf 996 690. Nummer 2 jedoch bleibt Dortmund. Zwar legte Düsseldorf um 1100 auf 582 222 zu; gleichzeitig musste Dortmund einen Einwohnerverlust von 1239 hinnehmen, kam Ende Juni aber doch auf 585 670 Köpfe – fast 3450 mehr als Düsseldorf.

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