„Im Jahre 1968 leisteten wir uns unser erstes richtiges Auto , einen Citroën 2 CV. Stolz fuhren wir mit offenem Verdeck und 12 PS durch die Gegend.

Leider währte unsere Freude nicht lange , denn unsere ,Ente' entwickelte sich fortan zu einem störrischen Ziegenbock, der nur auf gutes Zureden bereit war, uns zu befördern.

Dazu passte das Nummernschild DZ gleich doofe Ziege nur zu gut. Zum Glück hatte unsere doofe Ziege einen Drehschwengel, der sie im Notfall per Hand wieder zum Leben erweckte.

Im Dezember nahte unsere standesamtliche Hochzeit, zu der auch die Schwiegermutter aus Berlin anreiste. Wir holten sie natürlich vom Düsseldorfer Flughafen ab. Kurz vor Neuss beschloss unsere Ziege, den Geist aufzugeben, auch eifriges Ankurbeln half nichts. So galt es, am ersten Weihnachtstag Hilfe zu holen. Nach einem Zwei-Kilometer-Marsch auf der Landstrasse erreichte ich schließlich eine Tankstelle und den Besitzer in Festtagskleidung. Trotzdem war er hilfsbereit und begab sich mit mir auf den Weg Richtung Ziege.

Plötzlich entdeckte ich in der Ferne ein weißes Gefährt, das langsam herantuckerte. Mein Verlobter klappte das Fenster hoch und brüllte von weitem: ,Du musst aufspringen, ich kann nicht halten!' Hastig begab ich mich in Trab parallel zum Auto, nicht ohne dem Tankwart ein schnelles ,Danke für ihre Mühe' zuzurufen. Mein Verlobter riss die Beifahrertüre auf, und ich war froh, als ich mit kühnem Schwung tatsächlich auf dem Beifahrersitz landete.

Nach mehrmaligem Umrunden des Flughafens beschlossen wir, das Auto abzustellen. Danach sagte es keinen Mucks mehr! Schließlich fanden wir einen Polizisten, der sich hilfreich an unserem Auto zu schaffen machte, sodass wir mitsamt Mutter plus Koffern und Tempo 30 nach Hause kamen.

Ähnliche Situationen wiederholten sich, aber die Ziege gehörte zu uns wie ein alter Hund. So ließen wir sie generalüberholen zu unserer kirchlichen Hochzeit im Mai. Schließlich waren wir wild entschlossen, die Ziege als Brautauto umzudekorieren. So fuhren wir über die Dörfer mit offenem Verdeck, dem Bräutigam am Steuer, der Braut mit wehendem Schleier in weiß, dahinter zwei Franziskusschwestern mit schwarzen Schleiern und erregten überall Erstaunen.

Unsere Ziege diente uns noch viele Ehejahre, und als wir uns mit 150 000 Kilometern von ihr trennen mussten, war das ein Abschied von einem lieb gewordenen Familienmitglied.”