Im Kampf gegen Überdosierungen könnten höhere Steuern oder mehr Zuzahlungen der Versicherten helfen.

Die Resistenz gegen Antibiotika hat sich zu einem globalen Problem der öffentlichen Gesundheit entwickelt. Antibiotika bekämpfen bakterielle Infektionserkrankungen. Werden sie zunehmend weniger wirksam, droht die Gefahr, dass sich gefährliche Infektionserkrankungen der Atemwege, Aids, Tuberkulose und Malaria ungehemmt ausbreiten. Bereits der Entdecker des ersten Antibiotikums Penicillin, Alexander Fleming, wies 1928 auf die Gefahr hin, dass Bakterien von Penicillin nicht mehr abgetötet werden können, wenn diese sich daran angepasst haben und resistent geworden sind. Zu den Ursachen für die weltweit wachsende Antibiotikaresistenz zählt die sorglose und unangemessene Anwendung in der Viehhaltung sowie in der Gesundheitswirtschaft. Dort werden diese Stoffe vorbeugend oder bei weniger gravierenden Infektionserkrankungen bereits massiv eingesetzt.

Wenn die Einnahme von Antibiotika zu gering oder zu hoch ausfällt, droht der Gesellschaft Schaden, weil die Resistenzgefahr zunimmt. Unterdosierung ist vor allem in armen und Überdosierung in reichen Ländern relevant. Resistenz ist nicht nur ein privates, sondern auch ein weltweites Übel. Der Schutz vor Infektion hat nicht nur einen privaten, sondern auch einen globalen Vorteil. Um dies dem Einzelnen bewusst zu machen, wird eine Antiresistenzstrategie auf verschiedenen Säulen basieren. Dazu zählen verbesserte Aufklärung, Hygiene und Diagnostik. Auch ökonomische Anreize sind relevant. Diese sollten einerseits darauf abzielen, die Entwicklung neuer Antibiotika zu stimulieren, andererseits soll Unter- und Überdosierung vermieden werden.

Längere Patentlaufzeiten machen die Suche nach neuen Antibiotika wirtschaftlich attraktiver. Zudem sollte das Patentrecht umgestaltet werden. Heute ist es lediglich möglich, Patente für einzelne Stoffe einer Wirkstoffgruppe zu erwerben. Deshalb konzentriert sich die Forschung vor allem auf die bereits bekannten Wirkstoffgruppen. Weil somit die Vielfalt der Wirkstoffe kaum zunimmt, können sich Bakterien leichter anpassen und Resistenz entwickeln. Deshalb sollten neu entdeckte Wirkstoffgruppen patentierbar sein, denn dies setzt gezielt wirtschaftlich basierte Anreize, diese zu entdecken.

Um Überdosierung zu vermeiden, sollten Antibiotika besteuert oder mit höheren Zuzahlungen der Versicherten belegt werden, denn nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation ist in entwickelten Ländern in 50 Prozent der Fälle der Einsatz von Antibiotika therapeutisch nicht gerechtfertigt. Zudem konzentriert sich die Behandlung bestimmter Infektionserkrankungen oft auf einige wenige Wirkstoffe. Dies begünstigt ebenfalls Resistenz und deshalb müssten diese ökonomisch stärker belastet werden. In armen Ländern hingegen macht es wenig Sinn, den bereits zu geringen Einsatz von Antibiotika noch zu reduzieren. Hier sind Ent- statt Belastungen notwendig.