Den Haag. Deutschland ist ein attraktives Zielgebiet für Menschenhändler. Der Handel mit Kindern boomt. Kleine Mädchen und Jungen müssen dann hart arbeiten oder Straftaten begehen, statt ihre Kindheit zu genießen.
Die europäische Polizeibehörde Europol warnt vor einer zunehmenden Ausbeutung von Kindern durch Menschenhändler.
Nach Erkenntnissen der Behörde werden Kinder innerhalb der Europäischen Union immer häufiger von Kriminellen in andere Staaten gebracht und dort ausgebeutet. Wie ein Europol-Sprecher sagte, bringen Menschenhändler minderjährige Jungen und Mädchen vor allem aus Südosteuropa in andere Länder. Dieser „zunehmende Trend“ betreffe auch Deutschland.
„Kein EU-Staat ist frei von Menschenhandel, und reiche Länder wie Deutschland sind besonders attraktive Zielgebiete“, sagte Europol-Sprecher Soren Pedersen. Die Opfer würden häufig gezielt für Straftaten oder im Bereich der Zwangsarbeit eingesetzt – mitunter schickten auch Eltern ihre Kinder auf die Reise, um Geld für die Familien in den Heimatländern zu verdienen. Auch diese Kinder gerieten über die Schleusung und die anschließende Arbeit in das Netz von Verbrecherbanden.
Verbrecherbanden sehen Kinder als ideales Kapital
„Die Kinder betteln oft, oder sie arbeiten auf dem Bau“, erklärte Pedersen. Auch Kindermusikanten gehörten in vielen Fällen zu den Opfern der organisierten Kriminalität. „Diese Jungen und Mädchen sind im Grunde hilflose Werkzeuge der Verbrecherbanden“, betonte Pedersen. Die organisierte Kriminalität nutze aus, dass die Kinder strafunmündig seien und daher nur eingeschränkt vernommen und für Straftaten kaum verurteilt werden könnten: „Die Banden sehen Kinder als ideales Kapital, denn es kehrt stets wieder zu ihnen zurück.“
Die Europol-Experten betonten, dass die Kinder Opfer seien, keine Täter. Schon um sie zu schützen, müsse der Kampf gegen den Menschenhandel verstärkt werden. Dafür sei es wichtig, die Polizisten noch besser als bisher über die Zusammenhänge und Hintergründe des Menschenhandels zu informieren. „Nur wenn die einzelnen Polizisten Anzeichen für Kinderhandel früh erkennen, haben wir gute Chancen, die Opfer aus den Fängen der Banden zu befreien und den Hintermännern auf die Spur zu kommen“, sagte Pedersen.
Exakte Zahlen der im Zusammenhang mit Menschenhandel ausgebeuteten Kinder gibt es nicht. Europol-Fachleute weisen aber darauf hin, dass Menschenhandel nach dem Drogen- und dem Waffenhandel das einträglichste Geschäftsfeld der Organisierten Kriminalität ist. (dapd)