"Außer Dienst" - in dieser Serie stellt die WAZ vier Menschen vor, die der nordrhein-westfälischen Politik in besonderer Weise ihren Stempel aufgedrückt haben. Dazu gehört der frühere CDU-Landeschef Bernhard Worms.
Düsseldorf. Es gibt zwei Daten im Leben des Bernhard Worms, die mehr sind als nur nackte Zahlen. Sie spiegeln vielmehr auf perfekte Weise ein gutes Stück seiner Lebenseinstellung wider: 40 und 60. Seit vier Jahrzehnten verbringt der 79-Jährige seinen Sommerurlaub im schleswig-holsteinischen St. Peter-Ording, „der Weite und des Reizklimas wegen.”
Treu, zuverlässig, ehrlich
Und seit 60 Jahren ist der gebürtige Pulheimer Mitglied der CDU. Das sagt natürlich nicht alles, aber doch vieles über Bernhard Worms aus. Treu, zuverlässig, ehrlich, heimatverbunden: Diese Werte-Fahne hält der verheiratete Vater von drei Kindern demonstrativ hoch, der ehemali-ge Oberpostrat und Staatssekretär, ein Konservativer im wahrsten Sinne des Wortes. Vielleicht ist es Zufall, vielleicht aber auch typisch für seine Art, dass er seinen langjährigen Freund Hansjakob Wolff zum gemeinsamen Mittagessen im holsteinischen Heide mitbringt. Der Pulheimer Ortsvorsteher übernimmt fortan den Part, Worms' Zurückhaltung und Bescheidenheit ins richtige Licht zu rücken. „Bernhard ist eine Institution in Pulheim und in der CDU. Er verliert nie ein böses Wort, ist immer auf Ausgleich bedacht. Selbst die Jugend hat noch immer viel Respekt vor ihm.” Aber darüber spricht Bernhard Worms ungern, er diskutiert lieber über politische und gesellschaftliche Themen. Über die Gesundheitspolitik, über die x-te Rentenreform, über die Wirtschaftskrise, über Kanzlerin Merkel („Ich bewundere ihre Unvoreingenommenheit und ihren analytischen Sachverstand”), oder über die Regierungsarbeit der NRW-CDU, die seiner Meinung nach vor allem in der Bildungspolitik die richtigen Akzente setzt.
Er ist auf dem Laufenden, im Detail. Er beobachtet ihn genau, seinen Ortsnachbarn und CDU-Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers, der sich so gern am früheren SPD-Ministerpräsidenten Rau orientiert. „Na und?”, fragt Worms. „Es geht doch nicht allein um Parteipolitik. Die Menschen haben Johannes Rau vertraut. Wenn Jürgen Rüttgers das auch gelingt, dann hat er alles richtig gemacht.” Die Politik war sein Leben, 43 Jahre lang, von 1952 bis 1995. Im Gemeindeverband Sinnersdorf der CDU fing Bernhard Worms an, später stieg er zum Fraktionschef im Düsseldorfer Landtag auf. 1985 trat er als Spitzenkandidat gegen Johannes Rau an – und verlor haushoch. „Weil wir als Partei nicht geschlossen waren”, betont er. „Es gab Grabenkämpfe, Kurt Biedenkopf wollte nicht mit mir auf ein gemeinsames Wahlplakat. So hatte ich keine Chance.”
Der 1. FC Köln ist seine Leidenschaft
Der Fußball, speziell der Bundesligist 1. FC Köln, ist Bernhard Worms' große Leidenschaft. Als vor wenigen Tagen die Kunde von der möglichen Verpflichtung des portugiesischen Nationalspielers Maniche die Runde machte, bat Bernhard Worms sofort und an höchster Stelle um Unterstützung. „Ich habe sofort ein Gebet gesprochen, damit der Transfer auch wirklich klappt.”
1990 ging der 1.-FC-Köln-Fan in den Bundestag, der damalige Sozialminister Norbert Blüm ernannte ihn zum Staatssekretär. Ein Karrierist? Sicher. „Aber ich bin kein Machtmensch”, unterstreicht er. „Ich war nie ein Anhänger ätzender Auseinandersetzungen. Ich setze auf vertrauensvolle Verhältnisse – nur so entstehen tragfähige Bindungen, die auch der Sache dienen.” Etwa der von älteren Menschen, für deren Interessen er sich seit 2001 als umtriebiger Präsident der Europäischen Senioren-Union einsetzt.
Er kennt starre Grenzen
Man kann ihn nie überhören, den missionarischen Unterton des katholischen Rheinländers Bernhard Worms. Ein Mann, der nach eigenem Bekunden „vieles toleriert, aber längst nicht alles billigt”. Zum Beispiel? „Homosexualität”. Für Bernhard Worms gibt es Grenzen, starre Grenzen. Aber man spürt sie nur selten. „Mit mir kann eigentlich keiner Krach kriegen.” Sein Leitmotiv steht im Grundgesetz, ganz am Anfang. „Es ist der schönste Satz überhaupt”, sagt er. „,Die Würde des Menschen ist unantastbar' – das ist unser aller Auftrag, da steckt alles drin.”