Das Verhältnis der Europäer zu ihrer Gemeinschaftswährung ist gespalten. „Teuro“ nennt sie der Volksmund. Alles übertrieben, hat jetzt die Allianz ausgerechnet.

Denn trotz der Inflation kann sich der Euro mit seiner Kaufkraft sehen lassen und muss den Vergleich mit anderen Währungen nicht scheuen – auch nicht mit der Deutschen Mark. Es lohnt sich deshalb, über den Euro und das wieder aktuelle Schreckgespenst Inflation zu sprechen.

Viele Deutsche wünschen sich die D-Mark zurück und rechnen immer noch die Preise um. Ökonomisch gesehen dürften sie sich die Mark nicht zurückwünschen. Beim Umrechnen begeht man nämlich einen Fehler – und vergleicht das damalige Preisniveau mit dem heutigen.

Die Allianz hat ausgerechnet, dass ein Euro von 1999 in Deutschland heute nur noch 82 Cent Wert ist. Macht der Euro also doch alles teurer? Wer die Inflationsraten vergleicht, stellt fest, dass sie zu D-Mark-Zeiten sogar höher waren als die zu Euro-Zeiten. Außerdem wissen wir nicht, wie sich die Kaufkraft der D-Mark nach 1999 weiterentwickelt hätte.

Der Euro ist demnach mindestens genauso hart wie die D-Mark. Die Preisentwicklung war seit ihrer Einführung immer nahe dem Zielwert von zwei Prozent. In den USA waren die Inflationsraten in den letzten Jahren dagegen höher.

Ohne Ausstieg aus der Niedrigzinspolitik droht eine schleichende Inflation

Im europäischen Vergleich fällt der Kaufkraftverlust in Deutschland am geringsten aus, sagen die Allianz-Berechnungen. Ein Euro von 1999 ist etwa in Spanien nur noch 71 Cent wert, im Durchschnitt der Euro-Zone 78 Cent. Woher kommen diese Unterschiede? In der Theorie sollte es langfristig keine Kaufkraftunterschiede in einer Währungszone geben, weil sich die Inflationsraten ausgleichen müssten. Die Gründe für die mittelfristig verschiedenen Preisniveaus liegen in den Unterschieden bei Marktbarrieren, in der Haushaltspolitik, bei den Steuersätzen und Löhnen.

Im Januar wuchs der Verbraucherpreisindex um 2,4 Prozent. Gestiegen sind vor allem die Preise für Energie, Lebensmittel und Rohstoffe. Wenn sich Güter des täglichen Bedarfs verteuern, beeinflusst dies das Inflationsempfinden natürlich stärker als stabile oder sogar sinkende Preise bei langlebigen Konsumgütern wie Computern oder Autos. Den Verbrauchern kommt es so vor, als würde alles teurer. Diese gefühlte Inflation liegt derzeit bei 3,5 bis 3,7 Prozent.

Doch eine Inflationsgefahr besteht. Entscheidend wird sein, wie die EZB reagiert. Wird sie für Preisstabilität sorgen oder die Zinsen niedrig lassen? Im EZB-Rat sind stabilitätsbewusste Länder wie Deutschland und Finnland derzeit in der Minderheit. Ein Ausstieg aus der Niedrigzinspolitik muss trotzdem gegen Mitte des Jahres erfolgen. Sonst droht eine schleichende Inflation.