Brüssel. EU-Agraminister einigen sich auf neue Verordnung, die Tieren unnötige Qualen beim Töten ersparen soll. Danach müssen Schlachthöfe in der EU künftig Tierschutzbeauftragte beschäftigen. Doch Tierschützern geht das nicht weit genug.

Mehrere Fernsehsender zeigten die schaurigen Bilder aus europäischen Schlachthöfen: Rinder erwachen aus der Betäubung und erleben ihre Schlachtung bei vollem Bewusstsein mit.

Solche Szenen soll es in Zukunft nicht mehr geben. Die Agrarminister einigten sich in Luxemburg auf eine neue EU-Verordnung, die Tiere unnötige Qualen beim Töten ersparen soll. Danach müssen Schlachthöfe in der EU künftig Tierschutzbeauftragte beschäftigen.

In Deutschland ist das bereits der Fall, zusätzlich aber müssen die Betriebe nachweisen, dass ihr Personal ordnungsgemäß ausgebildet ist. Außerdem werden Schlachter dazu verpflichtet, ihre Betäubungsmethoden zu dokumentieren und das Vieh bis zur Tötung streng zu überwachen. Jedes Jahr werden in den Schlachthöfen der EU rund 360 Millionen Schweine, Schafe, Ziegen und Rinder sowie mehrere Milliarden Hühner getötet – gerade in den neuen Mitgliedsstaaten hat es für sie bislang nur laxe Schutz-Standards gegeben.

Kritik von Pro Vieh

„Mit diesem Vorschlag wird die Behandlung der Tiere zum Zeitpunkt der Schlachtung grundlegend verbessert“, freute sich EU-Gesundheitskommissarin Androulla Vassiliou gestern ist Brüssel. Das sehen Tierschützer in Deutschland allerdings anders: Ihnen geht die Verordnung, die 2013 in Kraft treten soll, längst nicht weit genug.

„Kleinere Betriebe sind weiterhin von der Pflicht ausgenommen, Tierschutzbeauftragte anzustellen. Dabei sind dort die meisten Missstände zu beobachten – auch in Deutschland“, klagt Frigga Wirths vom Tierschutzbund. Der Verband Pro Vieh kritisiert zudem, dass viele der zugelassenen Betäubungsmethoden mangelhaft sind, weil sie den Tieren Qualen und Stress bereiten – doch an ihnen wollte die EU aus Rücksicht auf die Fleischindustrie nicht rütteln. Umstritten sind zum Beispiel die CO2-Betäubung von Schweinen, weil sie zu Atemnot und Keuchen vor dem Tod führen soll oder die Elektrobetäubung bei Hühnern: Die Vögel werden bei vollem Bewusstsein in die Schlachtbügel eingehängt.