Köln. Der Rummel um den Rückkehrer Lukas Podolski ist grandios, zum ersten Training des 1. FC Köln am Donnerstag um 18 Uhr werden Tausende erwartet. Die Verpflichtung ist längst zur Bürde geworden.

Er jongliert an der Mittellinie, Fotografen kreisen um ihn wie Wespen um den Obstkuchen. Er trägt Trikot und Jeans, doch das enge Beinkleid hindert ihn nicht daran, sich auch mal querzulegen und sein liebstes Spielzeug richtig weit weg zu dreschen. „Dem dürft ihr keinen Ball geben, dann hört der nicht mehr auf”, flachst ein Beobachter. Falsch vermutet. Lukas Podolski schnappt sich noch einmal den Ball, baut sich am Kabineneingang des Stadions auf, das erstaunlicherweise immer noch nicht seinen Namen trägt, ballt die Faust wie Klitschko, hebt dann den Daumen und sagt: „So, ein Foto noch. Das muss reichen.”

Poldimanie in Köln, der FC präsentiert seinen neuen Hoffnungsträger. Hätten kirchliche Würdenträger beschlossen, den Dom abzutragen und auf der anderen Rheinseite wieder aufzustellen – die Nachricht hätte die Menschen und natürlich auch die Medien in dieser Stadt kaum mehr bewegen können als die von der Rückkehr eines 24-jährigen Linksfüßers, der in drei Jahren im bayrischen Ausland nie glücklich wurde. Die Boulevardzeitung Express präsentierte am Mittwoch mit der Zeile „Hä es widder do!” eine 22-seitige Beilage, die Kölner Band „5 vor 12” hat eine Poldi-Hymne komponiert, zum Trainingsauftakt des FC werden an diesem Donnerstag um 18 Uhr mehr als 20 000 Fußballjecken erwartet. Starfaktor plus Lokalkolorit, Prominenz plus Herz: Das ist die Mischung, die Köln verrückt macht. Millowitsch lebt.

Wie hält der Junge das bloß aus? Wie kommt er damit klar, dass die Fanmassen nicht weniger erwarten als eine schöne Flanke von Podolski auf Podolski, eine gekonnte Weiterleitung zu Podolski und dann natürlich einen krönenden Abschluss von Podolski? Nun, da kommt ihm sein sonniges Gemüt zugute. Der Poldi macht sich keine großen Gedanken, der Poldi will sich wohlfühlen und kicken. „Ich hatte ja genügend Zeit, mich auf das alles hier einzustellen”, sagt er lapidar. „Außerdem kenne ich ja alles und brauche keine Eingewöhnungszeit.”

Meier bittet um Mäßigung

Es fehlt ihm auch nicht an Selbstbewusstsein. Es sei ja zuletzt in München zu sehen gewesen, dass er gut in Form sei, sagt er, „es wird schon gut laufen, da mache ich mir keine Sorgen”.

Beim FC wissen sie natürlich, was sie angerichtet haben mit dieser Verpflichtung, die längst zur Bürde für beide geworden ist: für den Klub und den Spieler. „Wir sind alle aufgerufen, den Druck nicht nur auf die Schultern von Lukas zu legen”, betont Manager Michael Meier, es klingt wie ein Flehen. „Wir erwarten von ihm eine Verbesserung unseres Spiels, keine Wunder.” Die Zielsetzungen hätten sich doch nicht gravierend geändert, meint Meier: „Es ist ja nicht so, als wollten wir jetzt Deutscher Meister werden.”

Lukas Podolski grinst dazu. Presst die Lippen zusammen, zuckt mit den Mundwinkeln, am liebsten würde er ständig laut lachen. Es ist sein Tag, er ist wieder zuhause, den Griesgrampoldi kriegt der Klinsmann geschenkt. Nach dem Urlaub auf Kreta brennt dieser längst erfahrene Profi auf sein heimatliches Comeback wie ein Kleinkind auf die Geburtstagsgeschenke: „Ich kann es kaum erwarten, dass es mit dem Training los geht.” Er will den Fans dafür danken, dass sie ihn nie als Abtrünnigen verurteilten, dass sie ihn feierten, auch wenn er im falschen Dress auftauchte: „Es war immer geil, hier zu spielen.”

Den Kritikern will er es zeigen

Er kennt auch die Vorwürfe derjenigen, deren Lieblingstier nicht der Geißbock ist. Dass er gescheitert sei in München, dass der Branchenriese FC Bayern für ihn eine Nummer zu groß gewesen sei, dass er in der Nationalmannschaft nur deshalb so oft getroffen habe, weil deren Gegner eben auch Liechtenstein und San Marino heißen. All den Kritikern und Bedenkenträgern will er es zeigen, die Königsklasse hat er nicht aus den Augen verloren: „Ich hoffe doch sehr, dass ich irgendwann auch mit dem FC in der Champions League spielen kann”, sagt er. „Dieser Verein hat so viel Potenzial, da muss jetzt etwas passieren.”

Übrigens: Einen neuen Trainer hat der FC auch. Zvonimir Soldo – das ist der, der sich heute mit Lukas Podolski fotografieren lassen darf.