Köln. Die Kölner Musikmesse "c/o pop" wird fünf und könnte die kränkelnde Popkomm an Relevanz sogar überholen. Ein Gespräch mit dem Geschäftsführer Norbert Oberhaus über die Zukunft der Branche.

Eine Stadt versinkt in Musik. Das ist in Köln zwar oft der Fall, doch während der "c/o pop" besonders. Die Mischung aus Indie-Clubfestival und Musikmesse zieht Fans wie Profis an und feiert in diesem Jahr ihren fünften Geburtstag. Georg Howahl sprach mit Geschäftsführer Norbert Oberhaus über die Krise der Musikindustrie, zeitgemäße Vermarktung und den Niedergang der Popkomm.

Fünf Jahre c/o pop: Hätten Sie sich das träumen lassen?

Oberhaus: Ehrlich gesagt, nein! Wir wollten damals die Lücke füllen, welche die Popkomm durch ihren Weggang nach Berlin hinterlassen hatte. Daraus ist aber etwas völlig anderes entstanden. Was als Festival für elektronische Musik konzipiert war, hat sich zu einem Festival für urbane Popkultur entwickelt. Und am wenigsten haben wir uns träumen lassen, dass die Zeitungen schreiben würden, c/o pop wäre die bessere Popkomm.

Ein neuer Schwerpunkt der c/o pop heißt "Europareise". Was steckt dahinter?

Die c/o pop

Start ist am 13. August.

Die c/o pop präsentiert bis zum 17. ein Clubfestival (u. a. live mit DAF, Television Personalities, José Gonzales, Ricardo Villalobos, Moonbootica und Angelika Express), zudem die Fachmesse Affairs und die Conference, die praxisorientiert ist.

Infos: www.c-o-pop.de

Oberhaus: Ein internationales Treffen europäischer Festivalmacher, bei dem wir mit über 80 Teilnehmern rechnen. Dahinter verbirgt sich die Idee, c/o pop als "Festival der Festivals" zu positionieren, als Plattform, bei der sich internationale Programm-Macher treffen können, um zu netzwerken. Eine auf die Zukunft ausgerichtete Veranstaltung mit Modellcharakter.

Stimmt es, dass es immer mehr Festivals gibt?

Oberhaus: Ja, nicht zuletzt als Reaktion auf die Krise im konventionellen Musikgeschäft. Das Live-Business verzeichnet hohe Wachstumsraten und es drängen immer mehr Bands und Künstler auf den Markt. Entsprechend der Nachfrage entstehen mehr, neue, urbane Festivals, die mitunter der c/o pop ähneln.

Und auf denen Newcomer durchstarten?

Oberhaus: Im besten Fall es gelingt uns Künstler bei uns zu präsentieren, bevor sie groß werden – nicht zuletzt aufgrund unseres gut funktionierenden Scouting-Systems. Franz Ferdinand, Maximo Park, Arcade Fire oder Jan Delay sind gute Beispiele dafür.

Der Einsatz von Popmusik in Videospielen wurde wieder ins Programm genommen . . .

Oberhaus: Wir hatten das Thema "Games" bereits vor fünf Jahren bei der Erstausgabe von c/o pop auf der Tagesordnung, aber das wurde seinerzeit nicht richtig wahr- und angenommen. Umso mehr freut es uns, dass sich seitens der Musikbranche die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass Kooperationen mit Games-Herstellern und -Produzenten ein zukunftsträchtiges Feld darstellen. Hier bietet sich eine Chance, bei sinkenden CD-Verkäufen neue Vertriebswege zu finden.

Vom Thema "Musik-TV" dachte ich, es wäre tot . . .

Oberhaus: In letzter Zeit ist "Musik im Fernsehen" auf verschiedenste Weise wieder auf der Bildfläche erschienen. Im digitalen Bezahlfernsehen wie auch auf Internet-basierten Plattformen ist eine Renaissance des – nicht nur klassischen – Musikfernsehens zu beobachten. Mit "Just Music", "Hobnox" und „Bunch TV” sind interessante Modelle im Rahmen der conference und affair bei uns vertreten.

Es gab ja Gerüchte, die Popkomm könnte heimkommen?

Oberhaus: Grundsätzlich muss man sich fragen, ob eine Messe, wie sich die Popkomm seinerzeit in Köln und heute in Berlin präsentiert, noch zeitgemäß ist. Zudem gibt es unseres Wissens nach niemanden, der die Veranstaltung in dieser Form zurück haben will. Aber ich kann von unserer Seite aus sagen: Wir haben mit der c/o pop etwas aufgebaut, das wesentlich bessere Chancen hat, als zukunftsfähiger und relevanter Branchentreff für die Musikwirtschaft und angrenzende Bereiche zu agieren.