Essen. In den Verhandlungen um ein neues weltweites Klimaschutzabkommen geraten die Vereinten Nationen immer stärker unter Zeitdruck. Vertreter von 175 Staaten trennten sich in Bonn nach einer elftägigen Vorbereitungskonferenz ohne konkrete Ergebnisse.

„Nun ist der Zeitpunkt zum Sprint gekommen”, sagte der Leiter des UN-Klimasekretariats, Yvo de Boer. Denn die Uhr tickt. Im Dezember soll in Kopenhagen über einen neuen Klimavertrag verhandelt werden. Aus tausenden Seiten entsteht derzeit der Entwurf eines Dokuments, das Maßnahmen gegen die Erderwärmung und Milliardenhilfen zur Bewältigung der Klimafolgen in armen Ländern regeln soll. Nach den UN-Statuten muss der fertige Verhandlungstext sechs Monate vorher am UN-Sitz in New York für die Staatengemeinschaft zur Einsicht ausliegen. Damit ist klar: Bei der nächsten UN-Vorbereitungskonferenz, die vom 1. bis 12. Juni erneut in Bonn tagt, müssen die letzten strittigen Punkte aus dem Weg geräumt werden.

Noch aber gibt es Differenzen. Auch diesmal fehlten klare Aussage darüber, um wie viel Prozent die Industriestaaten den Ausstoß von Treibhausgasen verringern sollen. Ehrgeizige Ziele sind im Gespräch: 2020 sollen die CO2-Emissionen um 25 bis 40 Prozent unter dem Niveau von 1990 liegen. Die Entwicklungsländer machen diesen Kraftakt zur Bedingung, um erstmals selbst Klimaschutz-Verpflichtungen anzuerkennen. „Wir sind von einer Einigung noch weit entfernt”, resümierte UN-Klimachef de Boer.

Auch der Streit ums Geld bremst die Verhandlungen. „Viel Plauderei, wenig Fortschritt”, schimpfte die Umweltstiftung WWF am Mittwoch. Zwar seien sich die Industrieländer einig, arme Länder im Kampf gegen den Klimawandel technisch und finanziell zu unterstützen. Doch weder gab es konkrete Hilfszusagen, noch Klarheit darüber, wie diese Mittel verwaltet werden sollen.

"Wir warten auf einen Vorschlag der USA"

Die große Hoffnung für Kopenhagen, die neue Delegation der USA, sorgte nach Aussagen von Teilnehmern für eine „bessere Arbeitsatmosphäre” in Bonn, hielt sich aber bei ihrer Rückkehr an den Verhandlungstisch zurück. „Wir warten noch auf einen konkreten Vorschlag der US-Regierung”, so de Boer. Die USA ist bereit, die Emissionen auf den Stand von 1990 zu senken. Diese liegen um etwa 16 Prozent über der Zielmarke.

Nach Bonn sollen die Gespräche nicht abreißen. US-Präsident Barack Obama lädt in wenigen Tagen Vertreter von 16 Industrienationen zu Klimagesprächen nach Washington. Es folgen der G-8-Gipfel im Juli in Italien, womöglich noch zwei UN-Vorbereitungskonferenzen im September und November, sowie ein Gipfeltreffen auf Einladung von UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon. Der Endspurt hat begonnen.

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