"Einer meiner Jugendträume, nämlich ,um die Welt zu reisen', wurde 1972 zur Realität und nahm 1971 mit dem Kauf eines gebrauchten VW-Bulli einer Kleidertransportfirma seinen Anfang.

Der Wagen hatte wohl kurz vorher einen (zweiten?) Austauschmotor bekommen. Ich hatte 1970 mein Ingenieurstudium abgeschlossen, sofort einen Job gefunden und konnte damit und mit der Unterstützung meiner Begleiterin (heutige Ehefrau) das Geld für unser erstes gemeinsames Auto zusammensparen.

Allerdings dauerte es noch ein volles Jahr, bis ich den (leeren) Transporter in Heimwerkerart zum Campingbus umgebaut hatte. Die umfangreichen Reisevorbereitungen dauerten genau so lange (Visabeschaffung, Impfungen, internationale Führerscheine, Zollpapiere für das Auto (Carnet de Passage), Reiseschecks, Devisen, Routenplan, Film-& Fotoausrüstung etc.) und liefen parallel.

Zwei Ersatzreifen und VW-Ersatzteile wurden auf dem Dachgepäckträger verstaut. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten, dass wir auf der fünfmonatigen und 35tausend km weiten Reise nach Indien und zurück fünf weitere Reifen benötigen würden. Von heute selbstverständlichen Radialreifen war uns wegen der zu erwartenden Schotterstrecken abgeraten worden, da es damals noch keine ausreichenden Erfahrungen damit gab.

Die Fahrt führte uns über Jugoslawien, Türkei, Iran, Afghanistan und Pakistan nach Indien. Die Reise war neben unvergesslichen Eindrücken leider auch geprägt von einigen Problemen mit dem Fahrzeug. Im Osten der Türkei fiel der Tacho aus und wir mussten die max. Motordrehzahl wegen möglicher Überhitzung nach Gehör begrenzen, was uns auf unbefestigten Strecken äußerst schwer fiel.

In Persien bemerkten wir zudem noch unangenehme Geräusche im Takt der Radumdrehungen, die mal lauter, mal leiser wurden.(Später stellte sich heraus, dass diese von verschlissenen Antriebswellen herrührten). Den ersten Reifenschaden erlitten wir bei hohen Asphalttemperaturen; Teile der Lauffläche lösten sich von der Karkasse.

Der 34 PS luftgekühlte Boxermotor hatte nicht nur mit dem voll beladenen Wohnmobil (1,75 t) reichlich zu tun, sondern auch mit extremen Temperaturunterschieden von plus 40 Grad in der iranischen Kavir-Wüste bis zu minus 25 Grad im türkischen Erzurum zu kämpfen. Vor allem machten ihm die vielen Berganstiege und die oben dünner werdende Luft ordentlich zu schaffen.

Die Steigungen konnten teilweise nur im ersten Gang bewältigt werden. (z.B. Tauerntunnel 1200m, Chaiberpass 1070 m, Erzurum 1950 m hoch). So verwundert es nicht, dass im Osten Indiens der Motor schließlich anfing, ungewöhnliche Geräusche zu machen und die Motorleistung nachließ. Wir schafften es bis nach Kalkutta, wo wir eine VW-Partnerwerkstatt fanden.

Die sehr freundlichen Monteure legten für uns sogar eine Sonderschicht ein, um den Motor zu reparieren. Eine Kopfdichtung zweier Zylinder hatte sich in Wohlgefallen aufgelöst. Da keine Ersatzdichtung vorhanden war, wurde eine solche kurzerhand aus einer Blechtafel von Hand ausgeschnitten und eingebaut. Diese Reparatur hielt das komplette Motorleben durch; die Dichtung der gegenüberliegenden Zylinder konnte später durch Nachziehen der Zylinderkopfschrauben (Reparatur mit Motorausbau auf Campingplatz in Madras, Südindien) gerettet werden.

Auf der Rückreise hatten wir bis auf ein paar Reifenpannen keine nennenswerten Schäden zu beklagen. In der Heimat gab der Motor allerdings seinen Geist endgültig auf und der nächste (!) Austauschmotor wurde eingebaut.

Wir unternahmen in den folgenden Jahren noch weitere Reisen in die Türkei, den Iran und in verschiedene Mittelmeerländer, auf denen unser Schätzchen gut durchhielt. Als nach einer längeren Marokkoreise (mit problemloser Rückkehr) alsbald auch dieser Motor seinen Geist aushauchte und weitere teure Reparaturen anstanden, mussten wir uns schweren Herzens von unserem lieb gewonnenen Auto trennen. So war die Fahrt nach Marokko zu unserer letzten gemeinsamen Fahrt geworden."