Köln. Warum Lukas Podolski beim großen FC Bayern scheiterte. Und warum es sich erst noch erweisen muss, ob die Rückkehr zu seinem geliebten 1. FC Köln tatsächlich für alle Beteiligten die beste Lösung ist.

September 2008, der Meister FC Bayern gewinnt beim Aufsteiger 1. FC Köln ungefährdet mit 3:0, das dritte Tor besorgt Lukas Podolski. Er lässt sich bäuchlings auf den Boden fallen, vergräbt das Gesicht, braucht einen Augenblick der Besinnung. Ein Tor in seinem Stadion, vor seinen Fans – aber nicht für seinen Verein, sondern für seinen Arbeitgeber. Er traut sich nicht zu jubeln, hält sich zurück wie schon bei der Europameisterschaft, als er gegen sein Geburtsland Polen traf. Diesmal aber geschieht etwas Außergewöhnliches, etwas nie zuvor Erlebtes: Das ganze Stadion bejubelt den Treffer des gegnerischen Stürmers, für die vielen Kölner Fans ist Poldi immer noch einer von ihnen.

Bald haben sie ihn zurück.

Ein unerträgliches Gerangel ist beendet. Am Montag hat Lukas Podolski, immer noch erst 23 Jahre jung, seinen Wechsel zu Beginn der kom-menden Saison verkündet. „Ich habe mich mit dem 1. FC Köln auf einen Vertrag ab dem 1. Juni 2009 geeinigt”, erklärt der Nationalspieler. „Ich bin froh, dass die Entscheidung über meine sportliche Zukunft gefallen ist und die Spekulationen um meine Person ein Ende haben.” Er wird einen Vertrag über vier Jahre unterschreiben, der nur gültig sein wird, wenn die Kölner in der Bundesliga bleiben.

In München nie durchgesetzt

Für den Rest der Saison muss sich Lukas Podolski weiter in München quälen, wo er seit 2006 vergeblich versuchte, ähnlich bedeutsam zu werden wie für die Nationalmannschaft. Anfangs standen ihm Roy Makkay und Claudio Pizarro im Weg, danach Miroslav Klose und Luca Toni. Drei Trainer schafften es nicht, den Instinktfußballer perfekt zu integrieren. Lag das an fehlender Führungsqualität von Felix Magath, von Ottmar Hitzfeld, von Jürgen Klinsmann? Oder sollte sich der Spieler fragen, warum er sich in drei Spielzeiten den Allerwertesten auf der Bayern-Bank wund rutschen musste? Keiner der Trainer zweifelte je an Podolskis Talent. Er ist in München an seinem Naturell gescheitert. Es fehlt ihm der professionelle Biss, er braucht eine Umgebung, in der er es sich kuschelig einrichten kann, er mag sich nicht zerreiben im kalten Konkurrenzgeschäft. „Hier bei Bayern muss man sich zeigen, jeden Tag, doch diese Chance hat Lukas nicht genutzt”, bilanziert Klinsmann.

In Köln, wo Podolski schon als Fan in der Kurve gestanden hatte, war er der Superstar, uneingeschränkt. Diese Rolle konnte ihm in München nicht zufliegen, er hätte darum kämpfen müssen. Manager Uli Hoeneß ermahnte ihn oft. Er blieb unverstanden.

In Köln der Überflieger

Als Prinz von Köln durfte sich Podolski alles erlauben. Der Überflieger gewann sogar einen Machtkampf gegen einen Trainer – das war sicher der schlechteste Wegweiser für den Karriereverlauf.

Uwe Rapolder war damals aus Bielefeld gekommen, wo er bei der beschaulichen Arminia mit Erfolg seinen „Konzeptfußball” umgesetzt hatte. Der FC war sein Wunschklub: große Stadt, großes Stadion, großer Verein – da sollte es doch möglich sein, sich auch als großer Trainer zu beweisen. Dass ihm ein Top-Talent die Ziele verbauen könnte, hatte er nicht berücksichtigt.

„Wir brauchen keinen Konzeptfußball oder solchen Dreckscheiß”, brüllte Lukas Podolski, eher Ball- als Wortjongleur, nach einer Niederlage ins TV-Mikro. Rapolder hatte von ihm verlangt, dass er mannschaftsdienlicher spielen müsse: mehr arbeiten, weniger lauern. Poldi, der Spaßfußballer, wollte sich nicht ein- oder gar unterordnen. Als er leicht verletzt war, setzte ihn Rapolder beim 1:4 gegen Hannover eine Halbzeit lang auf die Bank. Damit hatte er das Ende seiner Trainerkarriere in Köln eingeläutet.

„Kritik an Podolski wird hier immer wie ein Großangriff aufgefasst”, stellte Rapolder fest, als es zu spät war. „Der Kult um Podolski tut mir inzwischen körperlich weh.”

Rapolder verlor den Machtkampf

Rapolder musste vorzeitig gehen. Der FC stieg ab, Podolski wechselte nach München. Obwohl es klüger gewesen wäre, zuerst einen Zwischenschritt zu machen und sich in Bremen, Hamburg, Schalke oder Stuttgart zu behaupten.

Und nun? Werden die Heldenverehrung und der Rummel um den Rückkehrer Ausmaße annehmen, die selbst Uwe Rapolder nicht kannte. Viel Spaß, Christoph Daum!

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