Dank des robusten Aufschwungs der Weltwirtschaft dürften sich die negativen Folgen der Finanzkrise in Grenzen halten. Das Rettungsprogramm für Griechenland wird den Wirtschaftsmotor nicht abwürgen.

Erreicht die Weltwirtschaft wegen der „griechischen“ Schuldenkrise zum zweiten Mal in kurzer Zeit die Talsohle? Der Aufschwung scheint robust. Das Schnüren des Rettungsprogramms für Griechenland sowie der neue Rettungsschirm für die ganze Eurozone werden ihn nicht abwürgen. Denn Griechenland ist klein – seine Wirtschaftsleistung umfasst nur 2,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der Eurozone.

Fundamental durch Spekulanten angreifbar erscheinen in der Eurozone lediglich Griechenland und Portugal wegen ihres jahrelangen Überkonsums und ihrer fehlenden Wettbewerbsfähigkeit. Anders als in Spanien und Irland kann deren heimisches Sparprogramm die staatlichen Budgetdefizite bei weitem nicht decken. Dennoch: Besonders für Deutschland, aber auch für andere stabile Euro-Länder, kann man für dieses Jahr dank des Aufschwungs der Weltwirtschaft recht optimistisch sein.

Die Vorzeichen sind besser als 2008

Für ein glimpfliches Davonkommen spricht auch, dass bei der Lehman-Krise die Ausgangslage anders war. Im September 2008 befand sich die Konjunktur im Sinkflug. Die Erhöhung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank (EZB) und die hohen Rohstoffpreise verunsicherten die Weltwirtschaft im Sommer 2008 zusätzlich. Zudem schwelte die Finanzkrise in den USA. Und in diese Gemengelage platzte auch noch die Lehman-Pleite.

Heute sind die Vorzeichen anders: Seit einigen Monaten deuten sowohl Stimmungsindikatoren als auch realwirtschaftliche Daten nach oben. Weite Regionen Europas haben sich konjunkturell wieder gefangen – und dennoch steht kein Ausstieg aus der ultraleichten Geldpolitik oder eine EZB-Zinserhöhung an. Die Schuldenkrise wird somit kurzfristig kaum Auswirkungen auf die Realwirtschaft haben. Gefahren für die Konjunktur drohen erst mittel- und langfristig. Die Sparmaßnahmen könnten später den Aufschwung in der Eurozone und in den Regionen, die intensiv mit der Eurozone handeln, gefährden. Ein Dämpfer für die Konjunktur in der Eurozone ist bereits 2011 mit Beginn der Konsolidierung in vielen Euro-Ländern zu erwarten.

Durch Rettungsschirm Zeit gewonnen

Längerfristig ist die Gefahr eines Umschuldungsszenarios nicht völlig abwegig. Den Ländern der Euro-Peripherie wächst also eine gewichtige Verantwortung zu. Mit dem Rettungsschirm hat sich die Politik etwas Zeit gekauft. Das Volumen des Hilfspakets ist in etwa hinreichend, den Finanzierungsbedarf der Peripherieländer bis Herbst 2011 zu sichern. Das stellt aber nur dann eine gute Investition dar, wenn die südeuropäischen Länder in dieser Zeit auch ihre Defizite massiv reduzieren, privat und staatlich weniger konsumieren und Strukturreformen vorantreiben. Ansonsten könnte Europa vor einer endgültigen Zerreißprobe stehen.