Essen. Zum Weltschlaganfall-Tag empfiehlt Prof. Siebler aus Essen-Kettwig gesunde Ernährung, Bewegung – und vor allem: schnell handeln.
Der Schlaganfall ist die dritt häufigste Todesursache in Deutschland. Über 200.000 Menschen sind jährlichen davon betroffen. Doch jeder zweite Schlaganfall kann durch eine gesunde Lebensführung vermieden werden, so heißt es von der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Petra Koruhn sprach mit dem Regionalleiter der Deutschen Schlaganfall-Hilfe Prof. Mario Siebler von der Fachklinik Mediclin in Essen-Kettwig.
Wie macht sich ein Schlaganfall bemerkbar?
Prof. Siebler: Höchste Gefahr besteht, wenn man plötzlich seinen Arm nicht mehr bewegen kann. Lähmungserscheinungen sind typisch. Aber auch Sprach- und Sehstörungen kommen vor. Das Beste ist: Sofort die 112 wählen
Weil es nicht weh tut, gehen viele nicht zum Arzt.
Das ist das Fatale. Wer in den ersten drei bis vier Stunden in eine Klinik kommt, hat gute Chancen, geheilt zu werden. Heute sind die meisten auf die Volkskrankheit vorbereitet.
Warum kommen dann noch so viele zu spät?
Weil sie meist erst einmal abwarten wollen. Sie legen sich hin, wollen drüber schlafen.
Wie stehen die Chancen, gesund zu werden?
Etwa dreißig Prozent haben später keine Einschränkungen. Bei etwa dreißig Prozent ist die Beeinträchtigung gering. Die anderen sind jedoch häufig richtig behindert.
Warum kriegen wir einen Schlaganfall?
Vor allem, weil wir heute so alt werden. Die Gefäße sind nicht mehr so elastisch, so dass der gleichmäßige Blutfluss gestört ist. Dadurch können sich Blutgerinnsel bilden, die dann das Blutgefäß verstopfen. So kommt zu wenig Sauerstoff ins Gehirn. Bei Achtzigjährigen ist der Schlaganfall schon eine Haupterkrankung.
Was ist die wichtigste Tat des Arztes?
Das Bild vom Kopf per Magnetresonanztomographie oder Computertomographie zu erstellen. Mit einer „Lyse” versucht man dann, gezielt das Gerinnsel aufzulösen.
Wie lässt sich der Risikofaktor Alter überlisten?
Mit einem gesunden Lebensstil.
Aber was ist schon gesund?
Das Gesündeste ist, wenn man Spaß am Leben hat. Das Gegenteil, nämlich Stress, begünstigt den Schlaganfall.
Mehr als Rauchen, Trinken, fettes Essen?
Stress ist ganz schlecht. Ein fast dreifach erhöhtes Schlaganfall-Risiko haben Leute um die Vierzig, die einen Kredit aufgenommen haben und ein Haus bauen. Ein Neuanfang bedeutet Unsicherheit. Das ist eine hohe seelische Belastung.
Ein Kredit ist also gefährlicher als hoher Blutdruck?
Psychische Belastung kann zu hohem Blutdruck führen. Und der erhöht das Schlaganfall-Risiko um das Vierfache.
Und was ist mit Völlerei?
Massives Übergewicht ist nachgewiesener Weise schädlich. Die 180-Kilo-Leute schaden sich sicher, aber klar ist auch, dass die gesundheitlichen Schäden der extrem Dünnen größer ist. Bei der Ernährung geht es um die gesunde Mitte. Richtig ist: Wer normal gewichtig ist und sich ausgewogen ernährt, reduziert seine Risikofaktoren deutlich.
Bauchfett (also „Apfeltyp”) sei schlechter als statt Pofett (also „Birnentyp”)?
Ob es gutes oder schlechtes Fett gibt, da bin ich etwas zurückhaltend. Aber Fett ist kein passives Organ, es wirkt aktiv auf den Stoffwechsel.
Welchen Tipp geben Sie?
Bewegung. Es reicht durchaus aus, sie in den Alltag einzubauen. Es sind die einfachen Dinge wie Spazierengehen. Wer jeden Tag die Treppe nimmt, kann sein Leben um ein halbes Jahr verlängern.