Sicher, an die Torschützen, die irgendwann mal den HSV, Borussia Dortmund oder den FC Bayern zum Gespött der Nation machten, erinnert sich längst niemand mehr. Aber wenn eingefleischte Fußballfans Ortsschilder von Eppingen, Geislingen, Vestenbergsgreuth oder Weinheim sehen, macht es nach wie vor „Klick”.
Dass heutzutage immer weniger Folgen der Endlos-Serie „David schlägt Goliath” produziert werden, ist kein Zufall. Hat sich der Stellenwert des Pokals doch dramatisch erhöht, seit er als leichtester Weg zu den europäischen Fleischtöpfen erkannt wurde. Mit entsprechendem Ernst gehen die Top-Klubs selbst ihre Erst-runden-Aufgaben gegen Fünft- und Sechstligisten an, wobei die Bayern gestern zeigten, wie man sich auch als Sieger blamieren kann.
Wie wichtig der Pokal als Hintertür zum finanziell lukrativen Europacup vor allem für Mannschaften geworden ist, die nicht von einer vorderen Platzierung in der Punkterunde ausgehen können, hat Martin Kind jetzt indirekt deutlich gemacht. Der Präsident von Hannover 96 wirft der Liga, der gewöhnlich kein wirtschaftliches Hasardspiel unterstellt wird, vor, „sich in die Tasche zu lügen”. Kind: „Wir haben viele Vereine, die wie 96 immer am Limit zur Unvernunft agieren. Die Schulden sind natürlich auch viel höher als gesagt.”
Ein Satz mit Sprengkraft, zumal er ihn auch noch mit einem bemerkenswerten Eingeständnis untermauert: „Wer, wie 96, ein Stadion gebaut hat, lagert die Verbindlichkeiten in eine Gesellschaft aus. Diese Zahlen tauchen in den zur Lizenzierung eingereichten Unterlagen gar nicht auf.”
Wer würde dabei nicht auch an Schalke denken, wo Felix Magath gerade erlebt, wie es ist, wenn man finanziell nicht – wie in Wolfsburg – aus dem Vollen schöpfen kann. Aber vielleicht kann er ja über den Pokal eine Einnahmequelle erschließen.