Düsseldorf. Drei Tage lang war Ruhe. Dann brach bei den NRW-Grünen gestern jene Koalitionsdebatte erneut los, die sie seit dem Bundesparteitag am Wochenende erledigt glaubten.
Doch diesmal richtet sich die Partnersuche nicht an die Adresse der FDP, sondern an das linke Lager. Ausgerechnet ihre langjährige Frontfrau Bärbel Höhn empfiehlt den Landes-Grünen, nach der Landtagswahl 2010 eine Regierung mit SPD und Linkspartei anzustreben.
Wenn die Grünen ihre Ziele „in einer rot-rot-grünen Koalition am besten durchsetzen können – warum nicht?” sagte die Vize-Fraktionschefin im Bundestag in einem Interview. Am wichtigsten sei es für sie, eine erneute schwarz-gelbe Mehrheit in Düsseldorf zu verhindern: „Wenn es inhaltlich stimmt und machtpolitisch geht, rate ich dazu.”
Während sich die grüne Landesspitze offiziell zurückhielt, fallen intern die Reaktionen verärgert aus. Höhn habe ihren Vorstoß weder mit dem Landesvorstand noch der Fraktion abgestimmt, hieß es. „Ob das der Sache dient, ist fraglich”, so Landeschefin Daniela Schneckenburger. Höhn betonte, sie habe das Interview der „Bild”-Zeitung schon vor dem Bundesparteitag gegeben. Sie stehe aber zum Inhalt, wie sie unserer Zeitung sagte.
"Den Linken fehlt es an Substanz"
Obwohl sich das Gros des Landesverbands der Linkspartei näher fühlt als der FDP, rückt Schneckenburgers Co-Vorsitzender Arndt Klocke auf Distanz: Der Linken fehle es inhaltlich an Substanz, ihr Einzug in den Landtag sei keinesfalls sicher. Er kritisiert auch, dass linke Reformer bei der Aufstellung ihrer Bundestags- und Europawahl-Liste „abgemeiert” worden seien. In der Fraktionspitze um die Vorsitzende Sylvia Löhrmann, die mit der Rüttgers-CDU liebäugelt, dürfte man einen anderen Satz Klockes besonders gern hören. An die jüngste Festlegung des Berliner Parteitags gegen ein Jamaika-Bündnis mit CDU und FDP im Bund fühlt sich der Landeschef nicht gebunden. „Die Absage an Jamaika”, sagte Klocke der WAZ, „hat keine automatische Aussagekraft für NRW.”