Mülheim. Auszeichnungen und Reden sind ihm eigentlich ein Graus. Den Preis „Unternehmer des Jahres” der Unternehmerverbandsgruppe Ruhr-Niederrhein will Theodor Wüllenkemper dennoch annehmen. Wüllenkemper entdeckte den Himmel als unendliche Werbefläche.

Der Inhaber der Westdeutschen Luftwerbung gilt als einer der Pioniere der Luftfahrt nach dem Zweiten Weltkrieg, und er entdeckte für sich den Himmel als unendliche Werbefläche. Am 15. August 1972 hob das erste Helium-Luftschiff vom Flughafen Essen/Mülheim ab. Ab Ende Mai soll die schnaufende „Zigarre” wieder regelmäßig über das Ruhrgebiet schweben – mit Passagieren an Bord und Reklame auf der Hülle.

„Sein Name steht für einen Neubeginn in Deutschland, für wiedergewonnene Freiheit und für wiedergewonnene Verantwortung, auch und gerade als Unternehmer.” Lobende Worte wie die von Unternehmerverbandspräsident Heinz Lison hörte Wüllenkemper in den letzten Jahren eher selten. Politisch blies dem 83-Jährigen stets der Wind der Fluglärm-Gegner ins Gesicht. Die Fracht- und Passagierflugzeuge der WDL-Gruppe, die für große Airlines im Einsatz sind, operieren längst von Köln/Bonn und Düsseldorf aus.

„Ich musste einige Nackenschläge hinnehmen”

„Ich musste einige Nackenschläge hinnehmen”, so Wüllenkemper. Die letzte Niederlage fuhr er 2008 ein, als eine politische Mehrheit in Essen und Mülheim seine Pläne ablehnte, auf den Ruhrhöhen eine Wartungshalle für Airbusse zu bauen. „Mit diesem Projekt hätte ich genau so etwas Wichtiges geschaffen wie seinerzeit mit den Luftschiffen”, betont er und fragt bitter: „Wer lehnt in dieser schwierigen Zeit schon 200 Arbeitsplätze und eine Investition von 20 Millionen Euro ab?”

Doch auch diesen „Nackenschlag” steckte Wüllenkemper weg. Er hat neue Pläne – trotz Konjunkturkrise. „Über Nacht spürte auch die Luftfahrt den Einbruch. Das habe ich in 55 Jahren nicht erlebt”, so der Unternehmer. Bei den Fluggesellschaften stehen etliche Maschinen am Boden. Für Teile ihrer Betriebe hat die WDL Kurzarbeit angemeldet. Der knorrige Inhaber, der exakte Umsatz- und Mitarbeiterzahlen nur ungern preis gibt, das Auf und Ab in der Wirtschaft. Trotzdem: „Ich habe nie bereut, Unternehmer zu sein. Ich könnte nie Beamter, Politiker oder Pastor sein. Ich würde mich auch heute wieder selbstständig machen.”

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