Turin. Der Prozess gegen den Thyssen-Krupp-Manager Harald Espenhahn wird in Turin fortgesetzt. Der Essener muss sich als Hauptangeklagter im Zusammenhang mit einem Brandunfall mit sieben Toten in Turin verantworten. Das Urteil wird nicht vor dem Frühjahr 2010 erwartet.
Am Ende wirkt er fast erleichtert. Dreieinhalb Stunden steht Harald Espenhahn (43) an diesem Mittwoch in Turin Rede und Antwort. Der Essener ist Hauptangeklagter im Schwurgerichtsprozess Thyssen-Krupp rund um den Brandunfall mit sieben Toten im Turiner Stahlwerk im Dezember 2007.
Erst nehmen ihn zwei Staatsanwälte mit Fangfragen ins Verhör, dann die Verteidiger der Hinterbliebenen. Der Diplom-Ingenieur war Hauptverantwortlicher der Niederlassung. „Tötung mit bedingtem Vorsatz” – 21 Jahre Haft drohen in Italien – wirft ihm die Staatanwaltschaft wegen angeblich vorhandener Sicherheitsmängel im Werk vor.
Dolmetscherin als Problem
Espenhahn lässt sich nicht einschüchtern, er antwortet mit kräftiger Stimme. Nur um eines sorgt er sich schließlich: Ob bei der schlechten Übersetzung aus dem Deutschen auch klar genug herausgekommen sei, dass es bezüglich Sicherheitsstandards im Turiner Werk keinerlei Benachteiligungen gegeben hat, obwohl das Werk kurz vor der Schließung stand?
Die Dolmetscherin entpuppt sich in der Tat als Problem. Die 34-Jährige kennt die technischen Fachausdrücke nicht, übersetzt vieles falsch, muss immer wieder korrigiert werden. „So habe ich das nicht gesagt”, wiederholt Espenhahn mehrmals. Und so geht alles schleppend voran. Es geht immer wieder darum, ob er Notstandspläne für den Brandfall in Turin im Detail oder nur im Groben kannte. Und auch darum, warum nach einem Feuerunfall im Krefelder Thyssen-Krupp-Werk die 2007 vom Konzern bereitgestellten Gelder in Millionenhöhe für einen verbesserten Brandschutz in Turin nicht ausgegeben wurden.
Espenhahn hat dafür eine Erklärung. Diese seien ja im Bereich von Infrastrukturen vorgesehen gewesen: „Das in die Tat umzusetzen, hätte zwölf Monate gekostet und für Turin keinen Sinn mehr ergeben.” Auch die betroffene Linie sollte, das stand schon vor dem Unfall fest, im Februar 2008 ins Hauptwerk in Terni verlegt werden. Die Produktion sei bereits von 25 000 auf 7000 Tonnen reduziert worden. Das Prozessende wird nicht vor Frühjahr 2010 erwartet.