Berlin. Für den Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) endete der Schadstofftest bei zehn Babyschnullern mit einer unappetitlichen Überraschung.
„Dass die Kunststoffschildchen Bisphenol A (BPA) enthalten, war vorauszusehen”, kommentierte BUND-Chemiereferentin Patricia Cameron gestern die Untersuchung durch das Wiener Labor Chemcon. Nicht aber, dass auch die Nuckel BPA-haltig waren. Warum, ist offen.
Dies ist nicht die einzige offene Frage. So ist es nach den Worten des Toxikologen Ibrahim Chahoud von der Berliner Charité unklar, wie viel Bisphenol A ein Kind durch Saugen am Schnuller wirklich aufnimmt. Daher gebe es auch keine BPA-Grenzwerte für Schnuller, sagte Cameron und forderte die Hersteller auf, künftig bei Schnullern Polypropylen anstatt Polycarbonat zu verwenden.
Hersteller: "Nicht nachvollziehbar"
Bei den sechs getesteten Silicon- und vier Latexnuckeln gab es erhebliche BPA-Unterschiede. Im Plastikschild variierten sie erheblich. Am schlechtesten schnitt der Silicon-Schnuller Avent von Philips ab. Wegen der hohen Werte habe das Labor hier gleich drei Schnuller untersucht und sei jeweils zu anderen Ergebnissen gekommen, sagte Cameron. Ein Hinweis darauf, dass jede Charge anders sein könne.
Vergleichsweise stark belastet bei den Latex-Modellen waren auch der Babysmile von Schlecker, der Dentistar von Novatex sowie der Babylove von dm. Als „nicht nachvollziehbar” bezeichnete Novatex die Untersuchungsergebnisse.
Als „nicht richtig” bezeichnete dm die Ergebnisse. „Die veröffentlichten Bisphenol A-Werte sind signifikant höher als die üblicherweise gemessenen”, teilte dm auf Anfrage dieser Zeitung mit. Dennoch will dm bei der Schnullerproduktion auf einen BPA-freien Kunststoff umsteigen. Schlecker wiederum betrachtete die Werte als „nicht stichhaltig”. Im Produktionsprozess werde „keinerlei BPA oder BPA-haltiges Material verwendet”.
Kleine Kinder reagieren sehr empfindlich
Die geringste Belastung wies der „MAM Original” auf. Pikant sind die Ergebnisse dennoch, da der Schnuller nach Herstellerangaben aus BPA-freiem Polypropylen besteht.
Seit Jahren ist der Einsatz von Bisphenol A, das laut BUND ähnlich wie das Hormon Östrogen wirkt, in Babyartikeln heftig in der Kritik. Als Grenzwert für die tägliche Aufnahme hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit 50 Mikrogramm je Kilogramm Körpergewicht angegeben. Toxikologe Chahoud geht das nicht weit genug. „Kleine Kinder reagieren sehr empfindlich auf hormonelle Störungen. Die Schäden sind nicht mehr reparierbar.”
Vor Panikmache warnt Jürgen Stellpflug, Chefredakteur der Zeitschrift Ökotest. Verglichen mit Beißringen seien die BPA-Werte in Schnullern „vernachlässigbar”, sagte Stellpflug der WAZ. Angesichts dessen, dass ein Saugknopf nur zwei Gramm wiege, beinhalte selbst der im BUND-Test am stärksten belastete Schnuller nur 0,87 Milligramm BPA.„Selbst wenn ein Schnuller nur einen Monat hält, und das gesamte enthaltene Bisphenol A in dieser Zeit vom Baby aufgenommen wird, führt das zu einer Aufnahme von 0,029 Milligramm pro Tag”, so Stellpflug.