Die NRW-SPD hat verstanden: Sie will wieder Volkspartei sein.
Damit folgt sie der Linie ihres neuen Parteichefs Sigmar Gabriel, der den Delegierten im November zurief: „Wir müssen dahin, wo es laut ist, wo es brodelt, wo es manchmal riecht."
Das hat sich NRW-Chefin Hannelore Kraft zu Herzen genommen: Am Dienstag hat sie einen Tag lang in einer Duisburger Näherei verbracht und selbst gesäumt, gekettelt und natürlich mit den Arbeiterinnen gesprochen. Bis zum Feierabend hatte sie allerhand von den wirtschaftlichen und persönlichen Nöten der dort arbeitenden Frauen gehört.
Wie Kraft wollen nun alle SPD-Landtagskandidaten mehrere Tage in Betriebe gehen, um sich eine Dosis Lebenswirklichkeit zu holen. Natürlich ist das Wahlkampf pur und könnte als peinliche Anbiederei von Politprofis ans gemeine Volk abgetan werden. Dennoch verdient diese Aktion Respekt. Die SPD scheint nun kapiert zu haben, dass die seit den 70er Jahren in die SPD geströmten Lehrer, Sozialarbeiter und Soziologen mit ihren verquasten, abgehobenen Diskussionen die einstmals stolze Volkspartei dem Volk entfremdet haben. Im Übrigen: Politiker trifft Bürger ist immer gut.