Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, hat die harschen Reaktionen aus der Politik an ihrer Kritik am Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr zurückgewiesen. Gegenüber der WAZ bekräftigte sie am Sonntag ihre Haltung. „Für mich ist Krieg nicht zu rechtfertigen."
Essen. Die Hannoversche Landesbischöfin hatte mit ihrer Kritik, die sie in ihrer Neujahrs-Predigt in der Dresdner Frauenkirche äußerte, eine heftige Debatte ausgelöst. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte der Welt am Sonntag: „Frau Käßmann sollte nicht übersehen, dass die Bundeswehr im Auftrag der Vereinten Nationen in Afghanistan ist. Wir brauchen im 21. Jahrhundert mehr Zusammenarbeit – beim Kampf gegen den Terrorismus ebenso wie beim Umweltschutz und bei der Regulierung der Finanzmärkte. Davon darf man niemals einseitig lassen.”
Der SPD-Außenpolitiker Hans-Ulrich Klose nannte die Predigt „problematisch”, weil sich Käßmann „in Gegensatz zur Mehrheit des Bundestages gesetzt” habe. Sie vertrete „die Position der Linkspartei” und habe unrecht. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, Ruprecht Polenz (CDU), meinte: „Frau Käßmann macht es sich zu einfach, wenn sie die Botschaft vermittelt, man könne sich kurzfristig aus Afghanistan zurückziehen, ohne sich schuldig zu machen.” Und der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Philipp Mißfelder (CDU), fragte: „Wer soll die Rechte afghanischer Frauen schützen, wenn die Nato abzieht?”
In ihrer Predigt hatte die EKD-Ratsvorsitzende erklärt: „Nichts ist gut in Afghanistan. All diese Strategien, sie haben uns lange darüber hinweggetäuscht, dass Soldaten nun einmal Waffen benutzen und eben auch Zivilisten getötet werden. Aber Waffen schaffen offensichtlich auch keinen Frieden in Afghanistan.”
Doch obwohl die Bischöfin den Einsatz für „problematisch” hält, redet sie keineswegs einem vorschnellen Abzug das Wort. „Aber jetzt haben wir die Verantwortung. Es kann doch niemandem ein Rückzug als Kurzschlusshandlung nützen”, sagte sie nachdrücklich. „Die Soldaten haben ein Recht darauf, dass ihnen das Mandat nicht unterschwellig entzogen wird, die Zivilbevölkerung in Afghanistan hat ein Recht auf größtmöglichen Schutz.”
Auf die harten Töne aus der Politik erklärte sie: „Als Bischöfin halte ich mich fern von parteipolitischen Optionen und eine Predigt ist keine Bundestagsrede.”