Wer mehr als zehn Jahre lang Stress und Leistungsdruck ausgesetzt ist, erhöht sein Risiko, herzkrank zu werden, um etwa 80 Prozent. Bei schwerer körperlicher Maloche wächst die Gefahr der Frühverrentung um mehr als die Hälfte. Zugleich fehlen den Betrieben vermehrt qualifizierte Fachkräfte.

Zu viele Ältere scheiden aus, zu wenig Jüngere rücken nach. Der demografische Wandel habe die Arbeitswelt bereits erfasst, konstatierte der Sozialwissenschaftler Arno Georg von der Sozialforschungsstelle der TU Dortmund beim Auftakt der Ringveranstaltung „Die alternde Gesellschaft”. Doch noch reagiere die Wirtschaft zu träge: „Es fehlt der Leidensdruck.”

Laut Georg müssen sich Unternehmen verstärkt um die Gesundheit, Motivation und Qualifikation ihrer Belegschaften kümmern, um sie möglichst lange zu halten. Schließlich werde es immer schwerer, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Erst recht in wenigen Jahren, wenn sich die niedrige Geburtenrate auf dem Arbeitsmarkt dramatisch auswirkt. Doch wie erreicht eine Firma, dass ihre Arbeiter und Angestellten fit und bei Laune bleiben? „Man muss sie einfach fragen”, sagt Arno Georg, „die Leute wissen genau, was ihnen nicht gut tut.”

Oft reichen organisatorische Veränderungen aus, um viele Dinge einfacher zu gestalten. Eine „alternsgerechte, nicht altersgerechte” Arbeitszeit und die Befreiung von schwerer körperlicher Arbeit gehört dazu. Als Beispiel nennt Georg den älteren Pflasterer, der als einziger Geselle seiner Firma ein bestimmtes Muster legen kann. Ihm müsse man einen Nachwuchsmann zur Seite stellen. Oder die Abkehr von Über-Kopf-Arbeiten, die als gesundheitsschädigend gelten. Georg: „Wir müssen sehen, dass die Leute nicht einfach ,vernutzt' werden.” Industriekonzerne hätten sicher andere Möglichkeiten als kleinere Handwerksfirmen. Doch Verbesserungen seien möglich. Nicht zuletzt bei der Unternehmenskultur. Zu ihr gehört auch die Wertschätzung, die ein Unternehmen seinen Mitarbeitern entgegenbringt. Eine hohe Motivation lässt sich mit wenig Geld erreichen.