Essen/ San Fransico. Milliardär Branson präsentiert Raumschiff für Privatflüge – SpaceShipTwo soll Amateur-Astronauten ins All bringen.
Die Welt ist nicht genug. Schon vor Jahren hat Richard Branson angekündigt, er wolle in absehbarer Zeit Touristen ins Weltall fliegen. Gelacht hat niemand darüber. Weil grundsätzlich niemand lacht, wenn Branson etwas ankündigt. Ganz egal, was er ankündigt. Er macht es nämlich immer wahr. Deshalb hat sich auch niemand gewundert, als der britische Milliardär jetzt sein Raumschiff vorstellte.
Er hatte alles im Griff. Wie gewöhnlich. Nur das Wetter, das kann selbst Branson nicht kontrollieren. Noch nicht. Deshalb durfte es stürmen und regnen draußen in der Mojave-Wüste, wo Branson vor 800 geladenen Gästen in einem Hangar seine neueste Errungenschaft präsentierte. 18 Meter lang ist sie, glänzt weiß und trägt den Namen „SpaceShipTwo”. Ein Trägerflugzeug wird es auf 15 000 Meter bringen. Dann zünden zwei Piloten die Raketen und bringen sechs Passagiere auf 110 Kilometer Höhe, wo nach allge-meiner Definition der Weltraum beginnt. Einige Minuten sind die Passagiere dann schwerelos, bevor es zurück geht zur Erde.
200 000 Dollar kostet der Trip. Frühbucherrabatt wird nicht gewährt. Trotzdem gibt es bereits Tausende von Interessenten und 300 verbindliche Anmeldungen. Eine davon stammt von der 31-jährigen Sonja Rohde aus Hagen. Deshalb war sie auch zur Wüstenpräsentation geladen. „Futuristisch sei es gewesen”, sagt sie und schwärmt von „bunten Lichtstrahlen und surrealer Musik”. „Ich wäre am liebsten sofort eingestiegen und losgeflogen.”
Geht aber nicht. Die ersten Testflüge sind für Anfang 2010 geplant. Vor 2011 dürfte die Reise kaum losgehen. Und dann hebt erst einmal Branson ab. „Einen Traum”, nennt er den Flug ins All. Und Branson ist einer, der sich seine Träume erf´üllt. Mit dem Schnellboot ist er über den Atlantik gebrettert, hat mit dem Heißluftballon die Erde umrundet und war mit seinem Sohn mehrere Monate auf Antarktis-Expedition. Wenn Branson etwas macht, dann am liebsten als erster. Oder wenigstens schneller, als je ein Mensch zuvor. Das ist manchmal nicht billig. Aber Geld hat Branson ja genug. Auf 2,5 Milliarden US-Dollar wird sein Vermögen geschätzt. Das ist nicht schlecht für einen Mann, der als Schallplattenverkäufer begonnen hat.
„Virgin Records” nennt Branson sein Unternehmen, das Anfang der 1970er Jahre Schallplatten versendet. Es nährt seinen Besitzer nur mühsam. Deshalb entschließt sich Branson, Künstler zu produzieren. Der erste, den er unter Vertrag nimmt, ist Mike Oldfield. Etablierte Plattenfirmen haben ihn abgelehnt, Branson erkennt sein Potenzial. „Tubular Bells” heißt das Album, dass die beiden herausbrachten. Es wird eines des erfolgreichsten Alben der Musikgeschichte und legt den Grundstock zu Bransons Vermögen.
Stetig hat er es seitdem vermehrt. Hat Megastores aufgemacht, Fluglinien und Mobilfunkgesellschaften gegründet und Eisenbahngesellschaften übernommen. Das meiste, was Branson in den vergangenen 40 Jahren anfasst, wird zu Geld. Das wenige, was schief ging, ist schnell vergessen.
Der heute 59-Jährige ist ein Hansdampf in allen Gassen, wirkt aber nie wichtigtuerisch. Er redet leise, versteht es aber, für sich und seine Projekte die Werbetrommel zu rühren.
Zum Ritter geschlagen
Wenn es der Sache nutzt, seilt er sich auch schon mal nur mit einem Mobiltelefon bekleidet auf dem Times Square ab. Die britische Regierung schätzt seinen Rat, die Queen sein soziales Engagement. Im Dezember 1999 schlägt Elisabeth II. ihn zum Ritter. Seitdem darf Branson den Titel „Sir“ im Namen führen. Das ehrt ihn, macht ihn aber nicht seriös. Branson mag es lässig, mag es locker, ist aber als knallharter Geschäftspartner gefürchtet. Er hat ein Näschen, erkennt Trends meist früher als andere. Deshalb will er nun auch Touristen ins All bringen.
Wieder einmal als erster. Und erst einmal als einziger.
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