Essen. Die seit Oktober verschärfte Steuerpflicht für Rentner fördert nach Angaben der Finanzämter zahlreiche Probleme zu Tage: Eine Million Ruheständler bundesweit haben offenbar zuviel Steuern gezahlt. Bei 2,5 Millionen Senioren droht allerdings eine Nachforderung.
Knapp eine Million Rentner können 2010 mit teils hohen Rückzahlungen vom Finanzamt rechnen, wie die WAZ erfuhr. Sie haben in den vergangenen Jahren zu viele Steuern gezahlt, wie aus einem Arbeitspapier der Spitzenbeamten aus den Finanzbehörden der Länder hervorgeht.
Zahlreiche Steuerformulare falsch ausgefüllt
Seit Oktober müssen alle gesetzlichen und privaten Rentenversicherungen den Finanzämtern mitteilen, an wen sie wieviel gezahlt haben. Durch diesen Datenabgleich sehen die Finanzämter, welche Rentner dem Staat noch Steuern schulden. Seit der Reform der Rentenbesteuerung 2005 werden jedes Jahr mehr Rentner steuerpflichtig.
Die ersten Stichproben haben jedoch noch ein ganz anderes Problem ans Licht gebracht: Von denen, die gezahlt haben, füllten 22 Prozent die komplizierte Steuererklärung falsch aus. „Etwa die Hälfte hat zu viel gezahlt, die andere Hälfte zu wenig”, sagte Manfred Lehmann der WAZ, Chef der Deutschen Steuergewerkschaft (DStG) in NRW. Hochgerechnet können rund 970 000 Rentner mit Rückerstattungen rechnen. In der Stichprobe betrugen die zuviel gezahlten Steuern pro Kopf durchschnittlich 250 Euro im Jahr. Bis zu fünf Jahre können rückerstattet werden.
Rentenarten verwechselt
Viele Rentner haben ihre Kranken- und Pflegekassenbeiträge nicht angegeben, die als Sonderabgaben abzugsfähig sind. Viele haben auch die Rentenarten verwechselt. Wer etwa seine gesetzliche Rente ins Feld für Betriebsrenten geschrieben hat, ist unter Umständen doppelt so hoch besteuert worden. Die Finanzämter gehen diesen Fällen ab Januar 2010 nach.
Allerdings haben viele Rentner auch Betriebsrenten oder andere Alterseinkünfte verschwiegen. Sie müssen mit Nachforderungen rechnen, im Testlauf lagen sie bei durchschnittlich 150 Euro.
Von den Rentnern, die bisher gar keine Steuern gezahlt haben, hätten dies „deutlich weniger als 30 Prozent” tun müssen, wie die Stichprobe laut dem Arbeitspapier ergab. Das wären immerhin 500.000 Rentner in NRW und bundesweit 2,5 Millionen. An diese Fälle gehen die Finanzämter aber erst im Sommer 2011.