Essen. Ein Roman, mit dem man sich die schönsten Wochen des Jahres abgewöhnen kann: „Hölle, all inclusive” von Mark Werner. Der Ausflug nach Gran Canaria bleibt leider eine flache Komödie über Swingerclubs und die wahre Liebe.

Für Arenal oder Playa del Ingles hat's in diesem Sommer wieder nicht gereicht? Nicht traurig sein, hier kommt das Buch, das jeden Urlaubswunsch im Keim erstickt. Vorausgesetzt, ja, vorausgesetzt man empfindet ein lasterhaftes Vergnügen dabei, mal so richtig abzugeiern über all jene, die ihren Pauschalurlaub am liebsten mit dem Kopf im Sangriaeimer verbringen. Genau diese Klientel liefert ja den Stoff, mit dem das Privatfernsehen sein Sommerloch stopft. Und sie liefert ebenfalls den Stoff für Mark Werners Debütschwank „Hölle, all inclusive”.

Eine lebenspralle Fernsehreportage übers Urlaubergetto Gran Canaria soll er liefern, der Hilfsreporter Kretsche: Saufen, Sex und Sonnenbrand, so der Kampfauftrag seiner Chefin Carola. Natürlich entwickelt der Ehrgeizling gleich Pläne, Carola auszutricksen und selbst ein preisverdächtiges Filmchen abzuliefern, irgendwo zwischen Touristennepp und Swingerszene. Natürlich ist er vor dem Abflug noch in eine handfeste Beziehungskrise mit seiner geliebten Jola gestolpert. Und hat Probleme, am Urlaubort zwischen haubitzenvollen Engländerinnen, holländischen Swingern und rheinischen Vollproleten halbwegs souverän zu wirken. Es dauert nicht lange, bis der Antiheld die Hosen runterlässt und seine Angebetete, die ihm nachgeflogen ist, ihn dabei erwischt.

Wenn man nun denkt, dass man all dies schon mal so ähnlich an einem Freitagabend bei RTL gesehen hat, könnte das daran liegen, dass Mark Werner bislang für „Alles Atze” oder „Ritas Welt” Drehbücher entwickelte. Über dieses Niveau wächst „Hölle, all inclusive” kaum hinaus. Zu klischeeschwanger die Figuren, zu kalkuliert die zufälligen Begegnungen mit Menschen, denen Kretsche vorher aufs Badetuch gelatscht ist. Zu geradlinig auf einen peinlichen Tiefpunkt zusteuernd.

Dass die Story klingt wie aus einer Frauenzeitschrift, denkt Kretsche irgendwann. Das gilt auch für Werners Schreibstil. Er schreibt wie ein Mann, der viele Sexkolumnen in schlechten Frauenzeitschriften gelesen hat und dies nun vergleicht mit dem, was er in Herrenmagazinen zum gleichen Thema gefunden hat. Damit reicht es immer noch zu einem männlichen, gezwungen witzigen Pendant zu einer Ildikó von Kürthy. Zu mehr aber nicht.

Immerhin: Wer sich für die allzu leichte Ferienkost erwärmen kann, dem sei die Hörbuchfassung empfohlen, gelesen von Comedian Michael Kessler („Switch Reloaded”, „Kesslers Knigge”). Der wuchtet sich auf vier CDs souverän durchs groteske Personal, vom geheimnisvollen Hotelbesitzer Raoul bis zur mystisch-rätselhaften Sexgöttin namens Kaktusfeige, die mit bürgerlicher Identität Marlis heißt und so klingt wie eine Maniküre aus Köln-Nippes. Aber auch hier gilt: Für ein gutes Hörbuch braucht man zuerst ein gutes Buch.

Mark Werner, „Hölle, all inclusive”, rororo, 336 S., 8,95 €, Hörbuch mit M. Kessler, tacheles, 4 CDs, 19,95 €