Nur vordergründig ging es in der Schweiz um Minarette.
Vielmehr nutzten die Bürger ihr Stimmrecht zu einer Abrechnung: Integrationsunwilligen Neubürgern, die es natürlich gibt, soll ihr demonstratives Anderssein vergällt werden – hier mit dem Baurecht. Dieses Votum ist ungerecht, weil es mitbestraft, wer Religion und Radikalismus auseinander hält. Es ist kleinlich und Ausdruck übertriebener Angst. Nicht zuletzt sollte es diejenigen Linksliberalen bei uns nachdenklich stimmen, die von direkter Demokratie schwärmen. Das Volk funktioniert mitunter anders, als es Teilen der politischen und publizistischen Elite lieb ist.
Die andere Seite: Der Islam ist ein Haus mit hellen, aber auch stockdunklen Zimmern, in die weder Imame noch Gläubige gerne hineinleuchten. Es irritiert die fast durchweg fehlende Selbstkritik, die Neigung sogar leidlich liberaler Muslime, selbst unleugbare Missstände reflexhaft zu verniedlichen. Gäbe es hier mehr Ehrlichkeit, mehr Anpassungsbereitschaft an die offene Debattenkultur Europas und würde Toleranz nicht zu oft als Einbahnstraße verstanden, hätten viele Schweizer wohl anders votiert.