Neulich habe ich einem Rockstar in die Garage geschaut. Der hatte dort fünfzehn Quadbikes herumstehen, das sind diese Zweiräder, denen man versehentlich zwei dicke Reifen zu viel angeschraubt hat.
Dreißig überflüssige Reifen an fünfzehn Motorrädern also, was für eine Verschwendung. Und fahren konnte der arme Mann immer nur ein einziges Motorrad zugleich. Als ich ihn fragte, ob er denn stolz sei auf diese Sammlung, da nickte er noch heftig. Als ich fragte, ob er auch glücklich sei, sagte er nur: „Ach, allein die ganze Wartung und die Reparaturen . . .”
Ähnlich fühlte ich mich, als ich einige Zeit später einen Abend im selben Raum mit drei Fernsehern verbringen durfte, große Fernseher mit allen Schikanen, hunderten Programmen und jeweils einer tollen Soundanlage. Auf jedem Bildschirm lief ein anderes Programm. Gucken konnte ich aber immer nur eines. Denn als ich versuchte, den Kanal zu finden, auf dem gleich Günther Jauch kommen sollte, verhedderte ich mich schon beim Versuch, die richtige Fernbedienung zu finden. Leider blieb ich bei Pilawa hängen.
Ich glaube übrigens fest daran, dass der Mensch dazu erschaffen wurde, immer nur eine Tätigkeit gleichzeitig auszuführen. Manche sind ja schon mit Atmen überfordert. Aber drei Programme zur selben Zeit, die kann sich höchstens mein digitaler Videorekorder ansehen. Fragen Sie doch mal den Videorekorder, welche Sendung die beste gewesen ist. Absolute Fehlanzeige. Dumpf abspulen, das kann er meisterhaft. Aber was die sichere Abgabe von Geschmacksurteilen angeht, ist er eine echte Niete.
Insofern ist er meinem Rockstar, der an dieser Stelle lieber ungenannt bleiben möchte, ziemlich ähnlich. Denn als ich ihn fragte, welches sein liebstes Quadbike sei, zeigte er sofort auf das rote. Aber warum? Nun, sagte er, weil es so schön rot ist. Die anderen, sagte er, fahre er ohnehin nicht. Er könne sich ja schließlich nicht um alles kümmern.