Essen/Brüssel. Gute Nachrichten für alle Schuhkäufer. Die Preise bleiben offenbar stabil. So hat eine knappe Mehrheit der Mitgliedsstaaten die EU-Kommission zur Abschaffung der Schutzzölle für Schuhe aus China und Vietnam aufgefordert. Deshalb planen deutsche Hersteller keine Preissteigerungsrunde.

Eine knappe Mehrheit der Mitgliedsstaaten hat sich am Donnerstag gegen die EU-Kommission gestellt und sie aufgefordert, die Schutzzölle für Schuhe aus China und Vietnam abzuschaffen. Die deutschen Hersteller atmen auf und sagen die geplante Preissteigerungsrunde vorerst ab.

Betroffen sind Straßenschuhe mit Lederoberteil. Auf Antrag der südosteuropäischen Länder – insbesondere Italien –, die ihre landeseigenen Fabriken schützen wollen, erhebt die EU seit 2006 Einfuhrzölle für Schuhe aus China (16,5 Prozent) und Vietnam (zehn Prozent). Dort lassen europäische Unternehmen ihre Massen-Schuhe fertigen. Kinder- und Sportschuhe sind von dem Zoll ausgenommen.

Personal und Kapazitäten in Europa fehlen

„Wir tun das nicht nur aus Kostengründen. In Europa gibt es einfach nicht das Personal und die Kapazitäten”, sagt Manfred Junkert vom Bundesverband der deutschen Schuhindustrie (HDS), der rund 80 Hersteller vertritt. Nach seinen Angaben werden in China jährlich acht Milliarden Paar Schuhe hergestellt. Für jedes Paar benötigten die Näher rund 100 Minuten. Junkert: „Auch ohne die Strafzölle ist eine Rückverlagerung der Produktion nach Europa gar nicht möglich.” Immerhin sichere die Fertigung in dem Schwellenland 13 000 deutsche Stellen – in den Bereichen Design, Entwicklung und Marketing.

Laut HDS werden jährlich 262 Millionen Paar Schuhe im Wert von 440 Millionen Euro aus China nach Deutschland importiert. Nach Erhebung der Zölle seien die Preise um 30 Prozent gestiegen. „Den Großteil der Kosten trugen die Unternehmen selbst. Dafür mussten sie Gewinnrückgänge hinnehmen”, so Junkert. Hätte die EU die Erhebung der Schutzzölle – bis zwei Euro pro Paar – verlängert, hätten die Mehrkosten von europaweit einer Milliarde Euro an die Verbraucher weitergegeben werden sollen. Deutsche Firmen führen Schuhe aus chinesischen Fabriken für 15 bis 20 Euro ein. Im Handel kosten sie dann 45 bis 50 Euro.

"Altmodischer Protektionismus"

„Wir gehen jetzt von stabilen Preisen aus”, meint Junkert. „Die Abschaffung der Zölle verschafft uns ein bisschen mehr Luft, um in Technik, Design und Innovation zu investieren.” Auch Verbraucherschützer kritisieren die Zölle, die heimische Hersteller schützen sollen, als „altmodischen Protektionismus”.

Erleichtert reagierte Schuhhändler Heinrich Deichmann. „Wir sind froh, dass sich die EU-Staaten so eindeutig für den Handel und die Konsumenten und damit gegen die Verlängerung der Anti-Dumping-Zölle ausgesprochen haben”, sagte er der WAZ.