Stockholm. Die Luxusautoschmiede Koenigsegg versucht, mit chinesischem Geld Opels Ex-Schwestermarke Saab am Leben zu erhalten. Die Aussichten dass David Goliath rettet, sind aber nicht gut.
Wer einmal in einem Koenigsegg gesessen hat, vergisst das nicht mehr. Auf angenehm ruppige Weise wird man in die ursprünglich von der NASA für Raumschiffe entwickelten Ledersitze gedrückt und bekommt dabei zumindest eine Ahnung, was einer der schnellsten verkehrstauglichen Sportwagen der Welt alles kann. In 3,2 Sekunden, ungefähr so lange wie es dauert, um diesen Satz bis zum folgenden Komma zu lesen, erreicht ein Wagen von Koenigsegg 100 km/h. Die Rettung von Saab nach der Übernahme durch Konigsegg dürfte mehr Zeit in Anspruch nehmen, falls sie überhaupt gelingen kann.
Eine Fabrik, nur zwei Modelle
Noch vor wenigen Monaten war das von Christian von Koenigsegg 1994 gegründete Unternehmen nur wenigen Enthusiasten bekannt. Nur ganz winzigen Käuferkreisen, vor allem Ölscheichs, waren die Supersportwagen Geld wert, viel Geld.
Seit August ist Koenigsegg plötzlich ein Begriff. Denn die lediglich 48 Angestellten zählende Manufaktur will Saab retten, die 1947 gegründete, einst sehr innovative schwedische Traditionsmarke neben Volvo. Saab, die ehemalige Schwestermarke von Opel, wurde von GM nach der Insolvenz praktisch verschenkt. In dem einzigen Werk am Stammsitz in Trollhättan, nördlich von Göteborg, bauen noch 3400 Mitarbeiter zwei Modelle. Das neueste ist der „9-5”, eine technisch identische, verlängerte Version des erfolgreichen Opel Insignia. Ironischerweise bei Opel-Übernehmer Magna wird noch der „9-3” als Cabrio gefertigt.
Wie David Goliath retten will, darüber scheiden sich in Schweden die Geister, auch wenn alle – von Vorstandsmitgliedern bis hin zu den Gewerkschaften – entzückt von diesem Unterfangen zu sein scheinen. Zunächst soll sich GM über Koenigsegg als schwedischem Unternehmen viel Geld vom schwedischen Staat zur Saab-Rettung erhofft haben. Geld, das die Regierung GM nicht geben wollte. Koenigsegg sei da nur eine Art Bettelmaske, so schwedische Wirtschaftszeitungen.
Dann wurde vor wenigen Tagen bekannt, dass der finanzstarke chinesische Autohersteller Beijing Automotive Industry Holdings (BAIC) als Minderheitspartner bei Koenigsegg in Sachen Saab einsteigen und der Marke einen neuen Absatzmarkt in China ermöglichen werde. Gleichzeitig geriet die gestresste schwedische Volksseele in Aufruhr, weil der chinesische Billig- und Kleinwagenspezialist Geely sein Interesse an Volvo bekundete. Der ältere der beiden schwedischen Autobauer steht bei Ford auf der Verkaufsliste.
Interessenten aus China
BAIC hatte sich auch bei GM um Opel beworben, bekanntlich ohne Erfolg. BAIC hat große Kapazitäten und Pläne, aber es fehlt jedes eigene konkurrenzfähige Know-how. Das technische Wissen hinter den beiden Saab-Modellen wäre in China noch einige Jahre lang konkurrenzfähig. Mehr als eine Weiterproduktion in China ist auch von Rover nicht geblieben. Die Engländer waren, vergleichbar mit Saab, nach der Trennung von BMW nur für kurze Zeit allein überlebensfähig.
Die Machtverhältnisse zwischen Schweden und China blieben ungeklärt, aber die Führung soll weiter bei Koenigsegg bleiben, wo man nun verbissen nach einem Vorsitzenden für das riesige, neue Geschäftsfeld sucht. Der nur 39 Jahre alte Koenigsegg selbst und sein norwegischer Chefdesigner und wichtigster Teileigentümer, der milliardenschwere Bård Eker, sollen schon abgewunken haben.
Jährlich 19 Königsecken
Von Koenigsegg, der im feinen Stockholmer Stadtteil Djursholm aufwuchs, träumte schon als kleiner Junge davon, den perfekten Sportwagen zu bauen. Das mündete 1994 in der Errichtung seines Mini-Werkes. Erst 2002 konnte das erste Exemplar verkauft werden. Nur 19 Wagen wurden im letzten Jahr angefertigt. Das reicht aber für einen guten Gewinn bei Mindeststückpreisen von rund 600.000 Euro. An exklusiven Orten der Welt gibt es Verkaufsbüros. Das wichtigste liegt da, wo am meisten Geld ist, in Dubai. In Schweden selbst sind nur zwei Wagen registriert. Koenigsegg stellte 2005 mit 395 km/h einen weltweiten Geschwindigkeitsrekord auf. So schnell wird es mit der Rettung von Saab nicht gehen – wenn überhaupt.