Großes Kino"Es war ein Gesicht, das nicht mehr ganz in der Kindheit zu Hause war und schon einer Frau gehörte", beschreibt Autor Truman Capote seine Romanheldin Holly Golightly. ...
... Eine niedliche Stupsnase habe sie und ihre Figur sei von "schicker Magerkeit". Im Rückblick liest sich das wie eine polizeilich genau Personenbeschreibung von Audrey Hepburn. Überraschenderweise hatte Capote zunächst jedoch nicht das rehäugige Liebchen aus "Ein süßer Fratz" für die Rolle des kindfraulichen Glamour Girls im Sinn, sondern ausgerechnet seinen personifizierten Kontrapunkt: Marilyn Monroe.
Darf das sein? Ersetzen wir vorm geistigen Auge das elfenhafte Bambi durch die kurvige Blondine und spulen die bittersüße Tragikomödie Frühstück bei Tiffany zurück: Jetzt Marilyn also, die ihrem namenlosen Kater im strömenden Regen hinterherjagt, die im Fensterrahmen sitzend Mancinis melancholisches "Moon River" haucht und im Morgengrauen seufzend an der Auslage eines Edeljuweliers verweilt?
Sicher, "Diamonds Are A Girl's Best Friend" sang die Monroe einst - doch der Gedanke, die Hepburn könnte hier nicht erste Wahl gewesen sein, lässt schaudern. Zu tief hat sich in uns das tausendfach kopierte und zitierte Bild der zarten Actrice im schwarzen Abendkleid eingeschrieben: die traurigen Augen hinter der grotesken Sonnenbrille, die überlange Zigarettenspitze, die Handschuhe. Maßgeschneidert. Keine Chance für eine Umbesetzung.
Die Monroe mag ihren Rock fleißig über U-Bahnschächten lüpfen. Doch unsere Holly bleibt einzig die Hepburn. Zum Glück unwiderruflich. Überprüfen Sie's: am heutigen Samstag, 20.15 Uhr, im BR.