Duisburger Erfinder baute schon vor Jahren einen Hybrid-Fiesta. Jetzt verspricht er mit einem simplen "Öko-Tuning"-Kniff einen Liter weniger
Erfinder - das ist für viele Menschen nur ein anderer Begriff für "Spinner". Jemand, der Dinge ersinnt, die die Zivilisation nicht wirklich weiterbringen. An solche Vorurteile hat sich Manfred Sonntag gewöhnt, sie lassen ihn längst kalt. Auf seine Visitenkarte hat er trotzdem das Wort "Erfinder" drucken lassen. Und er hat ein Teil entwickelt, das die mobile Menschheit tatsächlich ein wenig voranbringen kann.
Man ist geneigt zu sagen: Immer wieder Sonntag. Schon vor Jahren bastelte er an seinem Kleinwagen so lange herum, bis der zusätzliche Antrieb durch eine herkömmliche Batterie dem Prinzip des Hybrid glich. "1990 war ich einer der ersten, die ein Patent hatten", so Sonntag. Er bot seine Technik allen namhaften deutschen Autoproduzenten an - kein Interesse. Der Rest ist Hybridhistorie: Toyota überrollte mit dem Prius die Konkurrenz, es dauerte lange, bis die deutschen Hersteller aufwachten. "Die haben 20 Jahre Entwicklung verschlafen", fällt Sonntag ein vernichtendes Urteil.
Er selbst tüftelte weiter. Bis er vor einiger Zeit das Rad neu erfand. Es kommt eben darauf an, wie und wo man es rotieren lässt. Der Techniker drehte am Rad der Lichtmaschine. Die wird ja vom Motor über einen Riemen angetrieben und erzeugt den Strom für die elektrischen Systeme eines Autos.
Sonntags Idee: Mit einer größeren Scheibe auf der Lichtmaschine deren Drehzahl und damit deren Energiebedarf zu senken. Aus diesem Ansatz entwickelte Sonntag ein Alurad: die ESPA-Riemenscheibe. In seinem Musterkoffer trägt Sonntag immer ein Dutzend herum. Für jeden Motor gibt es den entsprechenden, nicht zu großen Durchmesser. "Damit gewährleistet ist, dass sich die Batterie nicht entlädt." Mit diesem kleinen, 200 Euro kostenden Eingriff in den Motor lassen sich laut Sonntag große Wirkungen beim Verbrauch erzielen. Auf einen Liter pro hundert Kilometer taxiert der Tüftler das Potenzial, allerdings natürlich abhängig vom Einsatzzweck. Und das ist nicht nur graue Theorie, sondern inzwischen praxiserprobt.
So hat Kai Möhlendick, Betriebsleiter bei der Duisburger Spedition Fündgens, die Scheibe zu Testzwecken in einen Lkw einbauen lassen und bestätigt: "Das Ding funktioniert." Die Hochrechnung, die er aufstellt, lässt aufhorchen: Wenn ein Wagen im Schnitt 70 000 Kilometer pro Jahr fährt, kann die Spedition mit der Riemenscheibe pro Auto und Jahr im günstigsten Fall rund 1200 Euro sparen. Fündgens hat 80 Lkw in seinem Wagenpark...
Und so bietet Sonntag sein System in erster Linie Vielfahrern an, bei ihnen erzielt die Scheibe ihre größte Wirkung - nicht nur finanziell, auch ökologisch. Sonntag: "Jeder Liter Benzin, der nicht verbraucht wird, bedeutet einen verringerten Kohlendioxidausstoß."
Langsam scheint Sonntags Geschäft mit der Scheibe ins Rollen zu kommen, doch der denkt schon weiter. Die nächste Erfindung schwirrt ihm schon im Kopf herum.