Wat'n schönet Geschenk: Tegtmeier lesen & hören

Wenn man eine dieser "Was bleibt"-Kapseln ins All schicken müsste und das Thema hieße Ruhrgebiet, einer wäre ganz sicher drin: Adolf Tegtmeier. Ja, es waren schon unsere Großmütter, die sich kringeln konnten, wenn Jürgen von Manger, der erst Jura studierte und dann zum Theater ging, mühelos in die Haut seines Alter Ego schlüpfte. Und Tegtmeier, unendlich langsamer als alle Comedy-Größen, sprach: "Also ährlich!"

"Träume, Reden und Gerede des Adolf Tegtmeier" ist das kleine Prachtbändchen untertitelt, eine echte Gabe für Pott-Nostalgiker und solche, die es werden wollen. Drüber steht "Bleibense Mensch!" (Verlag Henselowsky Boschmann, 127 S., 9,90 E). Und genau das war das Motto dieses einfachen Mannes, der in seinen Texten so unvergleichlich sachte die Komik heraufsteigen ließ, ob er sich als Schwiegermuttermörder ("Ich schließe mich den Ausreden meines Verteidigers an!") reuig zeigte oder im Theater bauernschlau den "Tell" analysierte ("wie die Schweizer gegen den Geßler transpirieren!"). Der gesammelte Manger eben - Wiederlesen macht richtig Freude!

Wiederhören auch: Wenn Manger den "Storch des Damokles" über seiner Tochter schweben sieht und den Apotheker fragt "wat ich beim Arzt simelieren muss", damit der die Antibabypille verschreibt, ist das ein Genuss. Nicht zufällig ähnelt der Titel des neuen, schmucken Hörbuchs dem zuvor gepriesenen Buch. Es heißt "Mensch bleiben!" (tacheles, 2 CDs, ca. 20 E), enthält aber komplett andere Texte. Etwa jenen, in dem Tegtmeier im Schnellschuss erklärt, wie Cowboys ticken. "In die Western am Anfang da sind de Helden so richtige Blödmänner. Als ob se no nie Bonanza geguckt hätten." LvG/how