Neanderthaler waren gar nicht wild und dumm, sondern ziemlich geschickt. Im Museum in Mettmann kann man die ausgestorbenen Verwandten unserer Vorfahren besuchen und sich sogar selbst älter machen lassen

Ihr wisst doch bestimmt, wie alt Eure Großmutter ist? Und wenn ihr Glück habt, kennt Ihr auch noch Eure Ur-Oma. Vor vielen, vielen Jahren, genauer gesagt vor 200 000, gab es aber bereits schon Menschen. Sie werden Neanderthaler genannt. Das Neandertal liegt in Mettmann bei Düsseldorf und hat seinen Namen, weil hier der erste Neanderthaler gefunden wurde. Gelebt haben sie aber überall auf der Welt. Im gleichnamigen Museum kann man sich angucken, wie diese Menschen früher gelebt und sich über die Jahre entwickelt haben.

Knochen von Bären?

An einem heißen Sommertag im Jahr 1856 schaufelten Arbeiter Lehm aus Höhlen. Plötzlich fanden sie Knochen. Zunächst glaubten sie, dass die von Höhlenbären oder anderen Tieren stammen. Sie sammelten noch mehr Knochen und gaben diese dem Steinbruchbesitzer. Was für ein Glück: Der kannte einen schlauen Forscher – Johann Carl Fuhlrott. Dieser wusste gleich, dass das ein großer Fund sein musste – bestimmt von einem Urmenschen. Er sollte Recht behalten.

Zelt mit Fellen

Danach rückten viele Leute an, um das Gelände zu besuchen. Wissenschaftler und Schaulustige waren darunter. Sie fanden weitere Überbleibsel. Werkzeug oder Tierknochen beispielsweise. Aber in Höhlen haben die Neanderthaler nicht gewohnt, da wäre es auch ihnen zu nass und zu kalt gewesen. Manchmal haben sie sich hier vor Unwettern versteckt, als sie auf der Jagd waren. Geschlafen haben sie in Zelten, die mit großen Fellen bedeckt waren.

Mit Kawiuk unterwegs

Für kleine Besucher bietet das Neanderthal-Museum allerlei Programm. Kawiuk heißt der Neanderthaler, der die Kinder durch das Programm führt.

In der Steinzeit-Werkstatt finden regelmäßig Kurse statt, außerdem gibt es Auerochsen und Wisente im Wildgehege zu besichtigen. Derzeit läuft die Ausstellung „Monster und Mythen”, die sich mit Sagen beschäftigt. Informationen zu den Terminen und Öffnungszeiten gibt es im Internet: www.neanderthal.de.

Früher dachten die Experten, dass die Neanderthaler ganz anders waren als Menschen, die heute leben. Sie wurden als dumm, wild und brutal dargestellt. Viele Wissenschaftler zweifelten sogar daran, dass der Neanderthaler aufrecht gegangen ist. Das weiß man heute besser. Sie waren sehr wohl auf zwei Beinen unterwegs. Mit großem Geschick bastelten sich die Neanderthaler Werkzeuge. So gab es ein Steinmesser, mit dem man Fleisch und Felle schneiden konnte. Außerdem wurden aus Steinen Schaber und Spitzen gefertigt. Mit einem Superkleber aus Birkenrinde befestigten sie Griffe daran.

Väter gingen auf die Jagd

Eine Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau gab es auch. Die Väter gingen auf die Jagd, die Frauen sammelten Beeren. Da die Männer nicht immer mit einem großen Tier nach Hause kamen, stellten sie zusätzlich Fallen auf. Dabei kam nicht nur ein Braten auf den Tisch – aus den Knochen wurden Werkzeuge gemacht. Und die Sehnen funktionierten sie zu Schnüren um. Aus den Fellen nähten die Frauen Kleidungsstücke, etwa Kuschel-Jacken aus Schneehasen-Überbleibseln.

Im Museum kann man die Neanderthaler in Lebensgröße begutachten. In verschiedenen Zeitzonen sieht man, wie sich der Mensch verändert hat. Es gibt sogar eine Station, in der sieht man viel älter aus, als man wirklich ist – mit Computer und einem Fotoapparat altert man in wenigen Minuten. Dann sieht man ein bisschen aus wie ein Neanderthaler. Aber keine Angst: Falten hat man nur auf dem Foto.